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hinter dem zuriiekblieb, selbst was erwartet werden konnte, so bildete
sich doch hie und da, trotz der verwirrenden Menge der Einzelnheiten
neben den ungeheueren Lücken eine mitunter überraschende Uebersicht
Es war dem Plane einer Industrieausstellung am verwandtesten, auch in
der Abtheilung, von der wir sprechen, vor Allem jene Gegenstände zur
Anschauung zu bringen, die Produkte einer mehr gewerblichen Thätig-
keit sind, - denn es wäre auch das Beschaffen von bedeutenden selbst-
ständigen Werken der Kunst aus vielen leicht einzusehenden Gründen
kaum thunlich gewesen - Erzeugnisse, bei denen, zumal wenn sie ihre
Entstehung in Bliitheepochen gefunden haben, der Gebranchsgegenstand
unter der künstlerischen Veredelung seine Bedeutung als solcher verliert
und dem blossen Kunstwerke völlig nahe kommt.
Wenn die Anordnung eine klare hätte sein sollen, so hätte sie sich
nicht immer nach der modernen Coniiguration der Staaten richten können,
sondern hätte immer nur jene Ländergebiete zusammenfassen müssen,
deren Kunst- und Culturentwickelung früher ein. wenigstens in den
grossen Zügen, einheitliches Gepräge trug. Doch von einer solchen
wünschenswerthen Anschaulichkeit war hier keine Rede, denn abgesehen
davon, dass das classische Alterthum gänzlich unvertreten blieb, war selbst
vom Mittelalter an durch das gänzliche Fehlen Deutschlands, durch die
nur armselig zu nennende Vertretung Italiens das Bild ein im höchsten
Grade unvollständiges, durch die übergrossen Massen, die Frankreich im
Verhältniss zu andern Ländern entfaltete, selbst unwahres. Die Gründe,
wesshalb aber dieser Theil der Ausstellung nicht allseitig befriedigend
ausfiel und ausfallen konnte, lagen einmal darin, dass bei den wenigsten
Regierungen der ausstellenden Staaten diese Idee den für die Ausführung
nöthigen Eifer fand, anderntheils in den beschränkten Räumlichkeiten,
die dafür zu Gebote standen. Frankreich hatte in neun Sälen freilich
Platz zu grossartiger Entfaltung und die reichen Kunstsammler von Paris
und andern Städten des Landes hatten ihre besten Stücke gesendet, für
die Ausstellungen von Oesterreich, den Niederlanden, Deutschland z. B.
waren aber Räume zugewiesen, die an Flächeninhalt kaum ein mässig
grosses Zimmer übertrafen. Ueherdies war es kein Leichtes, öffentlichen
Sammlungen so Vieles für die Dauer mehr als eines halben Jahres zu
entnehmen, wie sich auch Private nicht gerne zu einer Trennung von
h rem Eigenthume für so lange Zeit verstehen mochten.
Doch auch die Benutzung des Gebotenen ward erschwert durch
leidige Nachlässigkeit.
Bis zur Mitte des Monates September war nämlich mit alleiniger
Ausnahme von Oesterreiuh und England kein einziger Katalog der
Hist. d. T. eines andern Landes erschienen. Mit einer nicht genug rügens-
werthen Nonchalance wurden namentlich von französischer Seite die Vor-
bereitungen dazu betrieben. und als endlich in der zweiten Hälfte des