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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1868 / 28)

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hinter dem zuriiekblieb, selbst was erwartet werden konnte, so bildete 
sich doch hie und da, trotz der verwirrenden Menge der Einzelnheiten 
neben den ungeheueren Lücken eine mitunter überraschende Uebersicht 
Es war dem Plane einer Industrieausstellung am verwandtesten, auch in 
der Abtheilung, von der wir sprechen, vor Allem jene Gegenstände zur 
Anschauung zu bringen, die Produkte einer mehr gewerblichen Thätig- 
keit sind, - denn es wäre auch das Beschaffen von bedeutenden selbst- 
ständigen Werken der Kunst aus vielen leicht einzusehenden Gründen 
kaum thunlich gewesen - Erzeugnisse, bei denen, zumal wenn sie ihre 
Entstehung in Bliitheepochen gefunden haben, der Gebranchsgegenstand 
unter der künstlerischen Veredelung seine Bedeutung als solcher verliert 
und dem blossen Kunstwerke völlig nahe kommt. 
Wenn die Anordnung eine klare hätte sein sollen, so hätte sie sich 
nicht immer nach der modernen Coniiguration der Staaten richten können, 
sondern hätte immer nur jene Ländergebiete zusammenfassen müssen, 
deren Kunst- und Culturentwickelung früher ein. wenigstens in den 
grossen Zügen, einheitliches Gepräge trug. Doch von einer solchen 
wünschenswerthen Anschaulichkeit war hier keine Rede, denn abgesehen 
davon, dass das classische Alterthum gänzlich unvertreten blieb, war selbst 
vom Mittelalter an durch das gänzliche Fehlen Deutschlands, durch die 
nur armselig zu nennende Vertretung Italiens das Bild ein im höchsten 
Grade unvollständiges, durch die übergrossen Massen, die Frankreich im 
Verhältniss zu andern Ländern entfaltete, selbst unwahres. Die Gründe, 
wesshalb aber dieser Theil der Ausstellung nicht allseitig befriedigend 
ausfiel und ausfallen konnte, lagen einmal darin, dass bei den wenigsten 
Regierungen der ausstellenden Staaten diese Idee den für die Ausführung 
nöthigen Eifer fand, anderntheils in den beschränkten Räumlichkeiten, 
die dafür zu Gebote standen. Frankreich hatte in neun Sälen freilich 
Platz zu grossartiger Entfaltung und die reichen Kunstsammler von Paris 
und andern Städten des Landes hatten ihre besten Stücke gesendet, für 
die Ausstellungen von Oesterreich, den Niederlanden, Deutschland z. B. 
waren aber Räume zugewiesen, die an Flächeninhalt kaum ein mässig 
grosses Zimmer übertrafen. Ueherdies war es kein Leichtes, öffentlichen 
Sammlungen so Vieles für die Dauer mehr als eines halben Jahres zu 
entnehmen, wie sich auch Private nicht gerne zu einer Trennung von 
h rem Eigenthume für so lange Zeit verstehen mochten. 
Doch auch die Benutzung des Gebotenen ward erschwert durch 
leidige Nachlässigkeit. 
Bis zur Mitte des Monates September war nämlich mit alleiniger 
Ausnahme von Oesterreiuh und England kein einziger Katalog der 
Hist. d. T. eines andern Landes erschienen. Mit einer nicht genug rügens- 
werthen Nonchalance wurden namentlich von französischer Seite die Vor- 
bereitungen dazu betrieben. und als endlich in der zweiten Hälfte des
	        
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