Beleuchtungskörper von Architekt Max
□ □ Benirschke. □ □
noch Wein fassen, der Vasen, die
keine Blumen aufnehmen können, der
Teller, die zu keiner Mahlzeit ver
wendet werden können, und die sich
als dürftiger Oschnas vor dem hellen
Tage schämen, als nicht minder die
dunkel gehaltenen Wände, die so
beliebt sind, weil man den Schmutz
darauf nicht sieht. Im Schmutze leben,
das macht nichts, nur sehen darf
man ihn nicht!
Nun aber wird der ob seiner
Nichtigkeit entlarvte Prunk unerträglich,
und es beginnt ein lustiger Umsturz,
vor dem nichts niet- und nagelfest
ist. Vom Hundertsten käme man ins
Tausendste. Vom Fenster zu den
Wänden und den Bildern, und von
diesen zu den Möbeln, bis ins Kleinste
herab. Es ist fast unabweislich, in
allen Einzelheiten des Wohnraumes
die neue Wohnungsästhetik zu er
härten. Der Ausgangspunkt dieser neuen
Ästhetik aber ist, dass wir allen sogenannten Luxus aus unseren Häusern
fortschaffen und zur Aufrichtigkeit und Einfachheit zurückkehren, wenn
wir wollen, dass die Kunst wieder im Hause beginne. Epochen mit hoch-
entwickelter volkstümlicher Kultur haben gezeigt, daß die Kunst immer
vom Hause ausgeht und von hier aus auch das äußere Leben ergreift.
Darum muß unsere Sorge darauf gerichtet sein, daß wir nicht die goldene
Regel verletzen, die uns William Morris gegeben: »Behalten Sie nichts
in ihrem Heim, wovon Sie nicht wissen, daß es nützlich ist,
wovon Sie nicht glauben, daß es schön ist!«
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