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Neubauten und Concurrenzen in Oesterreich und Ungarn.
Nr. 2.
unserer nächsten Nummer , aus der Feder einer Autorität auf dem Gebiete
dieser Specialforschung eine eingehende meritorische Besprechung des
Werkes zu bringen, möchten wir hier nur einem Wunsche Ausdruck
geben : vielleicht würden sich Autor und Verlagshandlung entschliessen,
eine gedrängtere Ausgabe des Werkes mit Weglassung der nur den
Forscher interessirenden Quellennachweise u. s. w. heräuszugeben, das
selbe aber andererseits durch Illustrationen zu bereichern. Es würden
sich dieselben gewiss den Dank der gesammten Architektur-Fachwelt
damit erringen. q ^
Die Architektur der Niederlande von L. Krook. Leipzig, Baumgärtner'.
Buchhandlung. Lieferung 1. In 3—5 Lieferungen, je 30 Lichtdruck
tafeln enthaltend.
Während die Werke der niederländischen Maler des 17. Jahr
hunderts nicht nur berühmt, sondern auch in der ganzen gebildeten Welt
gekannt sind, kann man von der damaligen Architektur der Niederlande
ohne Uebenreibung behaupten, dass von ihr selbst die fachmännischen
Kreise im Allgemeinen nur eine oberflächliche Kenütniss haben. Und
doch verdient auch die Baukunst dieses kleinen, aber hochentwickelten
Culturvolkes eingehende Würdigung. Man findet bei ihr keine grossen
Motive, wie bei den Italienern der Renaissance, aber dafür eine durchaus
eigenartige zierliche Ausbildung des Details und unter Anpassung an die
nordischen Baubedürfnisse eine reizvolle malerische Gruppirung. Wer
malerische Architektur sucht, wird in den Bauwerken Hollands eine
1 rille von wenig gehobenen Gedanken finden, wer Backsteinarchitektur
pflegen will, wird an den Formen derselben Studien machen können.
Es ist ein dankenswerthes Unternehmen, die Perlen niederländischer Bau
kunst der letztvergangenen Jahrhunderte in einem vergleichsweise billigen
Sammelwerke zu publiciren. Das vorliegende erste Heft des Werkes
bringt 30 Tafeln in gut ausgeführtem Lichtdrucke, die eine gute Vor
stellung geben von der grossen Reichhaltigkeit des Werkes. Die best-
renommirte Verlagshandlung ist eine Gewähr dafür, dass die folgenden
Hefte dem ersten nicht, nachstehen werden. r .
Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innen-Decoration, Aus
schmückung und Einrichtung der Wohnräume. Unter Mitwirkung
erster Künstler und Angehöriger des Kunstgewerbes herausgegeben
von Alexander Koch in Darmstadt. VI. Jahrgang 1895. 12 Hefte jähr
lich. Preis 22 Mark.
Moderne Innen-Decoration. Herausgegeben von Alexander Koch. I. Jahr
gang, 1. Heft. Jährlich 12 Hefte. Preis 24 Mark.
Seit der wiederbeginnefiden Pflege des Kunstgewerbes in der
neuesten Zeit weist die Literatur eine stetig zunehmende Zahl von Zeit
schriften auf, die den einzelnen Zweigen des kunstgewerblichen Schaffens
gewidmet sind. Bis vor einigen Jahren bestanden aber nur jenseits des
Canals Organe, welche die Gesammt-Ausstattung des Hausinnern zum
Gegenstand ihrer Veröffentlichung machten. Es ist dieser Umstand daraus
erklärlich, dass die harmonische Ausschmückung und traute Gestaltung
des Heims im eigenen .Hause ein traditionell entwickeltes Bedürfniss des
Engländers auch der mittleren Stände ist, während in den continentalen
Städten mit. Miethwohnungen und Zinscasernen die Architektur sich auf
das Aeussere der Gebäude beschränkte, die Zimmer selbst aber schablonen
haft kahl liess. In dieselben wurden dann'die Möbel beziehungslos hinein
gestellt aber erst die innige Beziehung zwischen den Möbeln und dem
Raume, in dem sie stehen, erzeugt jene Wirkung, welche als Stimmung
die Sehnsucht der Modernen bildet. Das Streben nach Stimmung führte
auch bei uns eine Wendung zum Besseren in Bezug auf die Innen-Deco
ration herbei und als Frucht dieser verfeinerten Kunstanschauung ist die
Zeitschrift für Innen-Decoration zu betrachten, die numehr in den sechsten
Jahrgang ihres Bestandes tritt. - Blättern wir aufs Geradewohl den
letzten Jahrgang durch, so müssen wir über die Fülle des Gebotenen
staunen, das alle Gebiete der Wohnungsausstattung und -Einrichtung um
fasst. Ganz besonders interessant sind die Studien über einzelne künst
lerische Motive und architektonische Details, so über Erker, Stiegenhäuser,
Küchen und Badezimmer u. s. w., aus der Feder anerkannter bewährter
Autoritäten. Qie nach besten Vorbildern angefertigten Illustrationen sind
sehr zahlreich und ist die Ausstattung überhaupt eine vornehme. Darum
ist der Erfolg dieser Zeitschrift trotz der kurzen Zeit ihres Bestandes
begreiflich. Jeder Architekt und Kunstindustrielle zieht sie gerne zu Rathe,
schöpft daraus Kenntniss der Vorgänge auf diesem Kunstgebiete. Zu
wünschen wäre nur noch die Verbreitung derselben im grossen Publicum,
insbesondere unter den Hausfrauen. Sie könnten daraus viel lernen und
wir haben auf diesem Gebiete viel nachzuholen. Die Verlagsanstalt der
»Zeitschrift für Innen-Decoration« gibt seit Neujahr den illustrativen
Stoff derselben separat (ohne Text) als Zeitschrift unter dem Titel Moderne
Innen-Decoration heraus. Es ist dieselbe zunächst und hauptsächlich für
das Ausland bestimmt. Da die Ausstattung eine ebenso schöne ist, wie
die der erstgenannten Zeitschrift, so wird voraussichtlich auch diesem Unter
nehmen der Erfolg nicht fehlen. Q M
Der Steinbau (Der praktische Maurer), Handbuch für Architekten, Baii-
handwerker und Bauschüler. Herausgegeben von Dr. C. A. Menzel
Neunte verbesserte und vermehrte Auflage, bearbeitet von Dr. F. Heinzer
ling. Verlag von J. J. Amd, Fulda und Leipzig.
Natürliche Bausteine, ihre Gewinnung, Eigenschaften und Ver
wendung , künstliche Bausteine, besonders Ziegel, und ihre Herstellung,
die Mörtel und hydraulischen Kalke bilden den ersten Abschnitt dieses
Buches, das sich in Deutschland und Oesterreich in seinen zahlreichen,
stets zeitgemäss verbesserten Auflagen eines altbegründeten Rufes erfreut!
Die Gründung der Gebäude, die verschiedenen Arten des Mauerwerkes
und seine Zusammenfügung, die Gewölbe, ihre Construction in Theorie
und in praktischen Beispielen, die steinernen Treppen, Gerüste, Hebe
zeuge, die Heizungs- und Feuerungsanlagen, die Eindeckung der Dächer
die Gesimse, Fussböden und Decken, der Bewurf der Mauern, der Ver
putz und die Reparatur von Mauerwerken und die Besprechung der Ein
wirkungen , welche zerstörenden Einfluss auf Bauwerke äussern, bilden
den Inhalt der zwölf Abschnitte des in allen Hochbaufachkreisen längst
und rühmlichst bekannten Buches. ß
TAFEL-ERKLÄRUNGEN.
Tafel 10: Umbau der Apotheke zum schwarzen Adler in
Wallachisch-Meseritsch, Mähren. Architekten: Brüder Mayreder, Wien.
Die ehemaligen Arcaden um den Marktplatz von Wallachisch-Meseritsch
wurden, wie so manch anderer Laubengang in unserer »praktischen« Zèit,
nach und nach verbaut. Einer der letzten Bogen war jener des vor
liegenden Hauses. Unter voller Beibehaltung dieses Brückenmotives wurde
die Arcade zum Verkaufsraum der Apotheke umgestaltet und erinnert in
ihrer jetzigen Form lebhaft an mittelalterliche Läden, wie sie heute noch
z. B. in Rouen existiren. Ferner wünschte der Bauherr nebst einer gründ
lichen Umgestaltung des Grundrisses die Aufsetzung eines zweiten Stock
werkes. Der ursprüngliche Grundriss war mehr als primitiv: das Haus
bestand aus fünf hintereinandergereihten Räumen, ohne jedweden Hof
oder dergleichen; der mittelste Raum enthielt eine elende Treppe aus
Bruchsteinen und eine Räucherkammer, die Licht und Luft nur durch den
Schornstein erhielt und in den letzten Jahren als Closet in Verwendung
stand. Die sich an diesen eben genannten Raum anschliessenden Zimmer
waren dunkle Alkoven der Fronträume. Wie weit der umgeänderte Grund
riss modernen Bedürfnissen entspricht, ist aus der. Zeichnung zu ersehen
Aus der Skizze des alten Bestandes der Fa<;ade erkennt man , dass auf
Grund desselben weiter gearbeitet wurde, und dass die heutige Erscheinung
im Sinne der in vielen unserer Provinzstädte erhaltenen Barockfa S aden
concipirt ist. Unsere Zeichnung ist nach den Detailplänen der Architekten
von Herrn Justich, Schüler der Specialschule für Architektur des Professor
Ohmann an der k. k. Kunstgewerbeschule in Prag, hergestellt worden.
Tafel 11 und 12: Palais, Wien, III., Metternichgasse 8. Es ist eine
seigneurale Anlage nach französischer Art: Ein Ehrenhof trennt das Haus
von der Strasse, an der nur das Pförtnerhäuschen liegt. Ein gedeckter
Gang ermöglicht den regensicheren Zugang in’s Vesdbule. Während das
Aeussere des Palastes einfach-vornehm im Stile Louis XVI. gehalten ist,
ist die innere Ausstattung von auserlesenem Geschmacke und seltener
Zartheit. Wir haben schon in der ersten Nummer unseres Blattes
das schmiedeeiserne Haupteingangsthor publicirt und hoffen in den
nächsten Nummern einzelne Partien der Innendecoration folgen lassen
zu können.
Tafel 13 und 14: Preisgekrönter Entwurf für das Gebäude der
Versicherungs-Gesellschaft »Assicurazioni Generali«, Prag, Wenzels
platz. Die genannte Gesellschaft lud zur Erlangung von Plänen für das
von ihr zu erbauende Gesellschaftsgebäude in Prag einige dortige Archi
tekten zu einem beschränkten Wettbewerbe ein. In demselben trug das
Project des Architekten Prof. Frd. Ohmann den Sieg davon und wird
mit geringen Aenderungen' im Grundriss zur Ausführung gelangen. Die
kraftvolle Fagade gegen den Platz mit der wirksamen Attikabekrönung,
welche beistehende Kohlenskizze des Architekten wiedergibt, wird hoffent
lich ohne Beschränkung zur Wirklichkeit werden. Besonders reizvoll ist
die Vorhalle und das Stiegenhaus, welche zu den Directionsräumen führen,
gedacht. Dieser Theil soll leider, wie wir hören, Ersparungsrücksichtén
zum Opfer fallen und in ganz einfacher Weise zur Ausführung gelangen.