Seltener kommen die Schnittblumen als Reliefdekor vor (Abb. 26).
Auf dem großen Kühlgefäß sind sie in einer streng symmetrischen
Anordnung zusammen mit Schmetterlingen auf die Gefäßwand
gesetzt (Abb. 27). Die Ausführung zeigt hervorragendes plastisches
Können, und man wäre geneigt, das Gefäß in eine spätere Zeit zu
datieren, wenn nicht Masse, Glasur, Brandrisse und eine Reihe von
barocken Details für die Manufaktur Du Paquiers sprächen.
Die umfangreichste Gruppe der Porzellane ist jene, bei denen der
für Wien so bezeichnende Dekor des „Laub- und Bandelwerkes“ ein
wesentliches Element des Schmuckes darstellt. Der Name stammt
von den Stichfolgen des Augsburger Ornamentstechers J. L. Eissler.
Für den Wiener Dekor aber kommen vorwiegend die Motive aus
den Entwürfen des J. Berain in Frage. Auch hier werden mehrere
Variationsformen entwickelt. Zu Beginn der zwanziger Jahre findet
sich eine bescheidene Ausbildung als Akanthusblattdekor an Kanten
und Rändern (Abb. 28). Um 1725 schmückt die Porzellane bereits
eine gültige Bildung. Mehrere geometrische Band- und pflanzliche
Rankenelemente sind jeweils um eine muschelförmige oder feder
artige Palmette symmetrisch gruppiert. In wechselnder Folge ange
ordnet, ergeben sie ein äußerst dekoratives Liniengefüge. Ähnlich wie
die architektonische Umrahmung in der barocken Deckenmalerei dient
es zur Einfassung von figuralen und landschaftlichen Szenen (Abb. 40).
Ohne Zweifel sind die so ornamentierten Fabrikate der Wiener
Manufaktur die vornehmste und künstlerisch bedeutendste Gruppe.
In dem für den kaiserlichen Hof bestimmten Tafelgerät des so
genannten Jagdservices findet dieser Typus seine beste Ausprägung.
Auf dem Fond der Teller, Schüsseln und Terrinen sind pathetische
Jagd- und Tierkampfszenen dargestellt. Diese werden von den
parallel und sich überkreuzend geführten Linienmotiven des Laub
und Bandelwerkes umspielt. Deutlich ist Fond und Rand abgesetzt
und durch die Verschiedenartigkeit seines Dekors in Kontrast ge
bracht. Die gleiche Farbe eines tiefglänzenden Schwarzlotes und die
gleiche zeichnerische Technik aber verbinden Bild und Rahmung
wieder zur einheitlichen Wirkung. Mit der kräftigen Goldhöhung
im Randdekor ergibt das den festlichen Farbendreiklang von
Schwarz-Weiß-Gold (Abb. 40, 43).
Nach 1725 tritt eine Variante auf, die um ein neues Element be
reichert ist. Das flächige, kartuschenförmige Gebilde eines Gitter
feldes verdrängt nach und nach das Liniengeflecht des Laub- und
Bandelwerkes, bis dieses nur mehr als zarte Ranke oder als linearer
Verbindungssteg zwischen den einzelnen Gitterfeldern aufscheint
(Abb. 29—35, 41—47). Auf den Schwarzlotgeschirren des soge
nannten Puttenservices von 1735 ist diese Variante zweizeilig geführt
und um ein Baldachinmotiv, unter welchem Tiere dargestellt sind,
vermehrt (Abb. 42).
Schließlich kommt dieser Barockdekor als überwiegender oder
alleiniger Gefäßdekor vor. Die figurale Mitte ist dann auf ein
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