„allerhand Statuen“, die in der Wiener Porzellanfabrik erzeugt
werden. Und um 1735 bis 1740 müssen wohl die erst kürzlich vom
Museum erworbenen Plastiken angesetzt werden, deren „eigenartige
Schönheit“ die Hand einer originellen Künstlerpersönlichkeit er
kennen läßt. Eine eingehende Würdigung dieser plastischen Leistungen
der Manufaktur Du Paquiers ist einer folgenden Publikation über
„Wiener Porzellanplastik“ Vorbehalten.
Auf allen diesen Erzeugnissen finden sich auch zahlreiche plastische
Details. Neben Medaillons, Voluten, Palmetten und Akanrhen
kommt auch eine plastische und eine durchbrochene Variante des
sonst gemalten Gitterwerkes vor (Abb. 52—56). Um den Wänden
im Anblick ihre Schwere zu nehmen, ist einmal Reliefgitterwerk
aufgelegt, ein andermal die Wand mit verschiedenartigem Gitter
werk durchbrochen. Ostasiatische Porzellane gaben die Anregung
zu diesem technischen Kunststück, und so kommen die durch
brochenen Gitterfelder auf den frühen Gehäusen gemeinsam mit
Goldchinoiserien und „indianischen“ Blumen vor. Auf dem späten
Deckelgefäß sind beide Varianten des Gitterwerkes vorhanden, der
Zeit entsprechend aber zusammen mit „deutschen“ Blumen und
Früchten (Abb. 56).
Reicher farbiger Dekor, im Verein mit den angeführten Merk
malen, lassen diese Produkte innerhalb der europäischen Porzellan
modelle als eine Sonderleistung der Manufaktur Du Paquiers er
scheinen. Bestimmt, auf Kaminen und Konsolen zu stehen, gehören
sie gleich den dekorativen Prunkstücken des Porzellanzimmers zu den
Zeugen der Begeisterung für das „so zärtlich als edle Feld des feinen
Porzellans“.
Schon wenige Jahre nach der Gründung waren die Erzeugnisse
der Manufaktur Du Paquiers weithin bekannt und gerühmt. Der
gelehrte Breslauer Arzt und Polyhistor Kundmann berichtet 1723
in seiner „Sammlung von Natur- und Medicin-Geschichten“ im
Anschluß an den Bericht des Jesuiten d’Entrecolle über das ost
asiatische Porzellan, daß in Wien jetzt „schöner dergleichen Por-
cellain aus einer Erde von Debreczin in Ober-Ungarn verfertigt
worden, der, wenn er dem Dresdnerischen (Meißen) nicht vorzu
ziehen, doch gewiß gleichzuachten ist“. Und das „Wiener Diarium“
vom 29. Jänner 1729 bringt den Auszug aus der Holländischen Zei
tung, Leiden, den 7. Jänner 1729, wo es vom Wiener Porzellan
heißt, daß es „seye stark und von einer sonderbaren Schönheit
(beaute singuliere)“.
Als Sehenswürdigkeit Wiens wurde die Manufaktur von vielen
Reisenden besichtigt, und J. B. Küchelbecker schreibt darüber: „In
der Roßau, nicht weit vom Liechtensteinschen Palais, ist die Porcel-
lain-Fabrique, allwo man ein gutes hell- und durchsichtiges und mit
allerhand Figuren gemahltes Porcellain sehr sauber arbeitet, der
gestalt, daß es mit dem Indianischen ziemlich übereinkommt, und
verfertiget man auch hier allerhand kostbare große Geschirre und
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