wogen, ein Patent für die „Einricht-Beförder- und Vermehrung des
Commercii“ zu erlassen. Im Anschluß an das französische Vorbild
sollten schon vorhandene Manufakturen vermehrt und verbessert
und besonders neue eingerichtet werden. Um dies zu fördern, „sollten
denen hierzu behilflichen aus- und inländischen Maistern auf ihr
Anmelden gedeihliche Privilegia und Freyheiten“ gegeben werden.
Diese Versprechungen vcranlaßten den kaiserlichen Hofkriegs-
agenten Claudius Innocentius Du Paquier, in Wien ein Unter
nehmen zur Herstellung des feinen Porzellans zu begründen. Der
Ruhm Meißens und die Berichte der Jesuitenmissionare über das
ostasiatische Porzellan hatten ihn wohl schon selber bewogen, sich
mit der Verwandlung der Erden zu beschäftigen, aber ohne jeden
Erfolg. Erst die Mitarbeit des Meißner Kunstarbeiters Christoph
Conrad Hunger, der im Jahre 1717 von Meißen desertiert und nach
Wien gekommen war, ließ in Du Paquier den Entschluß reifen,
um ein Privilegium einzukommen. Am 27. Mai 1718 bestätigte der
Kaiser auf seinem Schloß Laxenburg in einem Spezialprivileg dem
Claudius Innocentius Du Paquier und seinen drei Konsorten, dem
Hofkriegsagenten Peter Heinrich Zerder, dem Kunstarbeiter
Christoph Conrad Hunger und dem Wiener Kaufmann Martin
Becker, auf 25 Jahre die alleinige Erzeugung und den alleinigen Ver
trieb des Porzellans für die gesamten kaiserlichen Erblande.
Zu Christoph Conrad Hunger gesellte sich kurze Zeit darauf der
Meißner Werkmeister und Arkanist Samuel Stölzel. Du Paquier
hatte ihn nur auf die großzügige Versprechung von „freier Woh
nung, Equipage und 1000 Taler Gehalt“ bewegen können, Meißen
heimlich zu verlassen und nach Wien zu kommen. Mit zehn Ar
beitern und einem Brennofen begann Du Paquier, der die Ober
leitung der Fabrik innehatte, im kleinen Gräflich Kueffsteinischen
Haus in der Roßau die Erzeugung aufzunehmen. Doch die Produk
tion kam nur langsam in Schwung und nahm nur unter Schwierig
keiten ihren Fortgang. Weil sie „keine gemeine Handwerksarbeith,
sondern in sich selbst ein geheimbes und fürtreffliches Kunstwerkh“
war, so wäre eine solide Kapitalsgrundlage notwendig gewesen.
Der erhoffte finanzielle Anfangserfolg war aber ausgeblieben. Du
Paquier konnte seine Versprechungen gegenüber den Meißner Ar
beitern Hunger und Stölzel nicht enthalten. So trat dann im Jahre
1720 jenes Ereignis ein, das den Weiterbestand der eben gegründeten
Manufaktur in Frage stellen sollte. Christoph Conrad Hunger ent
wich heimlich nach Venedig, und Samuel Stölzel kehrte reumütig
nach Meißen zurück. Nicht „ohne der Fabrik durch Zerstörung der
Modelle und Verwüstungen des Materials einen auf 15.000 Gulden
veranschlagten Schaden“ zuzufügen. Mit Stölzel ging der junge Maler
Johann Gregor Höroldt, der später Fabriksleiter und einer der be
deutendsten Maler der Meißner Manufaktur wurde.
Trotz dieses Fehlschlages arbeitete Du Paquier mit dem eigen
sinnigen Mut des Erfinders und der Zähigkeit des ersten Unter
nehmers weiter. Das Stadium des Experimentierens begann von
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