Wien geboren wurde und bis 1737 in der Wiener Manufaktur tätig
war, müssen wir nicht nur „einen der vielgereisten Veteranen der
Porzellanmalerei des XVIII. Jahrhunderts“ sehen, sondern, wie seine
späteren Produktionen in der Bayreuther Fayencefabrik zeigen,
einen bedeutenden Künstler der Manufaktur Du Paquiers. Nicht nur
auf ein Gebiet spezialisiert, wie dies in den Manufakturen später
üblich war, wird man ihm eine Reihe von Porzellanen, die mit
Chinoiserien, Landschaften, figuralen Szenen und mit sorgfältig ge
zeichnetem Barockdekor bemalt sind, zuschreiben müssen. Der
zweite Maler, Jacobus Helchis, ist durch signierte Porzellane be
kannt. Diese sind „mit Gold und schwartzer Mahlerey zierlich ge-
schmelzet“ und zeigen ihn als einen bedeutenden Könner. Seine
Vorbilder sind Kupferstiche, deren Strich- und Punkttechnik er mit
größter Präzision auf das Porzellan überträgt. Im Jahre 1747 ist er
von Wien abgewandert und als Werkmeister nach Nymphenburg
gegangen.
So ungünstig die finanziellen Verhältnisse der Du Paquierschen
Porzellanfabrik auch waren, so haben sie doch nicht die in den
Jahren zwischen 1720 und 1740 entstandene Produktion im Hin
blick auf Vielfalt und Reichtum der Formen und Modelle beein
trächtigt. Wie im Privileg ausgeführt, sollten „allerley feinster
Porzellan-Maiolica und Indianische Gefäß, und Gezeug, wie solche in
Ostindien und anderen frembden Ländern gemacht werden, mit weith
schöneren Farben, und Zierrathen, und Gestalt“ hergestellt werden.
Wir finden daher häufig Formen, die auf ostasiatische Vorbilder
zurückgehen (Abb. 1, 3, 24). Andere Modelle verwerten die Formen
der Gold- und Silberschmiede (Abb. 20, 25, 44), und so manchen
Geräten dienen die Inventionen des französischen Zeichners
J. Berain, wenn auch nicht immer als Ganzes, so doch in Einzel
heiten als Muster (Abb. 55). Eine kleine Gruppe von Porzellanen
aber zeigt Formen, die ausschließlich auf Wien beschränkt sind
und daher als Eigenleistungen der Manufaktur Du Paquiers ange
sprochen werden müssen. Es sind das die kleinen und großen acht
seitigen Teller und Schüsseln mit abwechselnd geradem und gewelltem
Rand, wie sie im sogenannten Jagdservice verwendet sind (Abb. 40),
die prunkvollen Uhrgehäuse (Abb. 52, 53) und die viereckigen
Tabakstöpfe, deren Deckel mit einem Riegel oder Schlößchen ver
sperrt werden kann (Abb. 16). Die „Binderkrüge“, ein Krugmodell
in der Form eines Fäßchens mit figuralem Henkel, die Saucieren in
Gestalt eines liegenden Tigers und die „Tyger-Thierhandhaben“
(Henkel) müssen dazu gezählt werden (Abb. 8, 10, 32).
Über die jeweilige Produktion der Manufaktur sind wir durch
die im „Wiener Diarium“ bekanntgemachten Preise beim jährlichen
Kränzeischießen in der kaiserlichen Favorita gut orientiert. Auch
eine an den Nürnberger Rat im Jahre 1724 eingesandte Musterkol
lektion und besonders das im Jahre 1746 aus Anlaß einer Lotterie
von 6000 Losen herausgegebene Verzeichnis von Porzellanen der
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