25
vorkommt. Die charakteristischen Merkmale des Römers in seiner edelsten
Gestalt sind die nahezu kugelige Gestalt der Schalender aus einem runden
Stabe entweder unmittelbar an jene oder an ein Mittelglied, breiten
Ständer oder Knauf, angesponnene, gewöhnlich trichterförmige Fuss und
die angeschmolzenen Knöpfe, Rosetten oder dgl. Bei dieser Bildung
schwebten zweifelsohne die Weinbeere, die Ranke und für den Zierrath
die Traube vor, ohne dass diese Beziehungen von Anfang an mit dem
Gefässe wären verbunden gewesen. C. Friedrich (»Die altdeutschen Glaset^ )
glaubt die Römer ohne gesponnenen Fuss in die zweite Hälfte des XVI.,
die mit gesponnenem Fuss, deren Ständer aber noch mit der Schale hohl
geblasen ist (z. B. Nr. 5881, Taf. VIII) in das XVII., die mit selbstständigem
Mittelstück in das XVIII. Jahrhundert setzen zu dürfen. Römer mit ganz
schmalem Fussrande scheinen für dieFassung in Metall bestimmt gewesen
zu sein: ein berühmtes Stück dieser Art, abgebildet auf Van der Heist s
Friedensfest, befindet sich mit der reichen Fassung noch in Amsterdam.
Der Name Römer hat mannigfache Deutungen erfahren. Da in den Nieder
landen diese Gefässform sehr beliebt gewesen ist (wir begegnen ihr auf
zahlreichen Gemälden von Frans Hals u. A.), das Wort dort ebenfalls
roemer (in Inventaren auch rutner) geschrieben, aber rummer ausgesprochen
wird, und aus anderen Gründen dürfte es wohl mit Rum, den südöst
lichen Ländern, und den daher bezogenen rumeynschen Weinen Zusammen
hängen. So heisst im Volksmunde das Flüsschen Roer in der Aachener
Gegend ebensowohl Ruhr als Rör.
Die altdeutschen Namen Angster und Gutteruf oder Kutroli sind
neuerdings als ziemlich gleichbedeutend bezeichnet worden. Doch gibt
Fischart im Gargantua die Unterschiede ganz deutlich an. Darnach ist
Angster, von angus, eine Flasche mit sehr engem Halse, welcher
namentlich deren Füllung schwierig macht, Gutteruf, doch wohl von
gutta herzuleiten, ein Gelass mit weidengewundenem Kranichshalse.
Dieser Ausdruck passt nun aufs beste aut den aus mehreren um ein
ander gewundenen Röhren gebildeten, gewöhnlich gebogenen und in eine
dann schräg gestellte Schale ausgehenden Hals gewisser flaschenartiger
Gefässe, welche in Venedig und in Deutschland gemacht, und bald lür
Apothekergefässe, bald für Blumenvasen, bald für Vexirgläser angesehen
worden sind. (Nr. 7427 u. a., Taf. VI.) Ich vermuthe indessen, dass sie
erst in Deutschland den Trinkgeschirren zugesellt worden sind, während