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Volltext: Die Glassammlung des K.K. Österreich. Museums

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vorkommt. Die charakteristischen Merkmale des Römers in seiner edelsten 
Gestalt sind die nahezu kugelige Gestalt der Schalender aus einem runden 
Stabe entweder unmittelbar an jene oder an ein Mittelglied, breiten 
Ständer oder Knauf, angesponnene, gewöhnlich trichterförmige Fuss und 
die angeschmolzenen Knöpfe, Rosetten oder dgl. Bei dieser Bildung 
schwebten zweifelsohne die Weinbeere, die Ranke und für den Zierrath 
die Traube vor, ohne dass diese Beziehungen von Anfang an mit dem 
Gefässe wären verbunden gewesen. C. Friedrich (»Die altdeutschen Glaset^ ) 
glaubt die Römer ohne gesponnenen Fuss in die zweite Hälfte des XVI., 
die mit gesponnenem Fuss, deren Ständer aber noch mit der Schale hohl 
geblasen ist (z. B. Nr. 5881, Taf. VIII) in das XVII., die mit selbstständigem 
Mittelstück in das XVIII. Jahrhundert setzen zu dürfen. Römer mit ganz 
schmalem Fussrande scheinen für dieFassung in Metall bestimmt gewesen 
zu sein: ein berühmtes Stück dieser Art, abgebildet auf Van der Heist s 
Friedensfest, befindet sich mit der reichen Fassung noch in Amsterdam. 
Der Name Römer hat mannigfache Deutungen erfahren. Da in den Nieder 
landen diese Gefässform sehr beliebt gewesen ist (wir begegnen ihr auf 
zahlreichen Gemälden von Frans Hals u. A.), das Wort dort ebenfalls 
roemer (in Inventaren auch rutner) geschrieben, aber rummer ausgesprochen 
wird, und aus anderen Gründen dürfte es wohl mit Rum, den südöst 
lichen Ländern, und den daher bezogenen rumeynschen Weinen Zusammen 
hängen. So heisst im Volksmunde das Flüsschen Roer in der Aachener 
Gegend ebensowohl Ruhr als Rör. 
Die altdeutschen Namen Angster und Gutteruf oder Kutroli sind 
neuerdings als ziemlich gleichbedeutend bezeichnet worden. Doch gibt 
Fischart im Gargantua die Unterschiede ganz deutlich an. Darnach ist 
Angster, von angus, eine Flasche mit sehr engem Halse, welcher 
namentlich deren Füllung schwierig macht, Gutteruf, doch wohl von 
gutta herzuleiten, ein Gelass mit weidengewundenem Kranichshalse. 
Dieser Ausdruck passt nun aufs beste aut den aus mehreren um ein 
ander gewundenen Röhren gebildeten, gewöhnlich gebogenen und in eine 
dann schräg gestellte Schale ausgehenden Hals gewisser flaschenartiger 
Gefässe, welche in Venedig und in Deutschland gemacht, und bald lür 
Apothekergefässe, bald für Blumenvasen, bald für Vexirgläser angesehen 
worden sind. (Nr. 7427 u. a., Taf. VI.) Ich vermuthe indessen, dass sie 
erst in Deutschland den Trinkgeschirren zugesellt worden sind, während
	        
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