MAK

Volltext: Die Glassammlung des K.K. Österreich. Museums

28 
sei, lässt sich vorläufig nicht entscheiden. Auf jeden Fall war bei Gefässen 
das Schleifen jeder Art ausser Gebrauch , bis es unter Kaiser Rudolf II. 
in Böhmen aufgenommen'wurde und einen Umschwung in Technik und 
Stil der Gläser hervorrief. Die glänzenden Leistungen italienischer Künstler 
im Schleifen und Schneiden von Krystallgefässen hatten auch in Deutsch 
land zur Nachahmung gereizt, gegen Ende des XVI. Jahrhunderts gab 
es bereits geschickte Krystall- und Glasschleifer, und einen der hervor 
ragendsten, Caspar Lehmann, berief der genannte Kaiser um 1590 
nach Prag. Derselbe erhielt auch ein Privilegium auf eine Erfindung, 
welche nach C Friedrich’s einleuchtender Vermuthung in der Construction 
des durch den Fusstritt, anstatt durch eine mit der Hand gedrehte Kurbel, 
in Umschwung gesetzten Rades bestand. Dieses letztere überträgt bekanntlich 
die Bewegung auf die Scheibe, an welcher der in das Glas einschneidende 
Stift befestigt ist. Lehmann und seine Schüler, unter welchen namentlich 
Georg Schwanhard zu nennen ist, führten den Decorationsstil der Krystall- 
gefässe in die Glasindustrie ein, und dieser wieder bedang eine andere 
Formgebung als die bisherige. Die Gefässe mussten stärkere Wände haben, 
um die vertiefte Arbeit aufnehmen zu können, und deshalb, wie auch 
durch die Anlehnung an Vorbilder aus Bergkrystall, entstanden nun 
Gefässe, die viel derber und schwerer waren als die bemalten Humpen 
u. s. w., geschweige die venezianischen Kelche. Auf ein besseres Ver 
schmelzen und Läutern der Glasmasse war man längst bedacht gewesen, 
wenn aber trotzdem Luftblasen, Gries und Steine (nicht geschmolzene 
Theilchen), Streifen und andere Fehler entstanden waren, konnte der 
Maler sie leicht verbergen, während sie im geschliffenen Glase höchst 
störend wirken mussten. Die Erfindung des wirklichen Krystallglases — 
mit welchem Namen man bis dahin überhaupt das farblose belegt hatte — 
in England kam hier sehr zu statten. Aber auch die natürliche, der Guss 
haut bei Metallarbeiten entsprechende Oberfläche des geblasenen Glases 
hatte nicht die gleichmässige Ebenheit und Glätte des polirten Krystalles, 
sie musste also ebenfalls geschliffen und polirt werden. Dieses Schleifen 
auf Steinen von gröberem und feinerem Korn, mit Schmirgel u. s. w. 
beschäftigte nun eigene Arbeiter; und da selbstverständlich leichter ebene 
Flächen als Rundungen zu schleifen waren, wurde es bald gebräuchlich, 
die Rundung eines Glases in eine Menge von Flächen, Fassetten, zu ver 
wandeln, das Gefäss zu schälen, was die Eckigschleifer oder Eckigreiber
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.