drien eingeführt; Glasarbeiter werden zur Rechenschaft gezogen; Glas
scherben werden als Ballast von den Schiffen für Venedig geladen; Aus
fuhr von Rohmaterial aus Venedig (Alaun, Sand) wird verboten; den
Glasarbeitern wird die Auswanderung in die Nachbarstädte untersagt
(später griff man sogar zur abschreckenden Verordnung der Sippen
haftung).
Am Ende des 13. Jahrhunderts findet die Konzentration der Glas
macher auf der Insel Murano ihren gesetzlichen Abschluß. Die Innung
unterteilte sich damals schon in Gruppen: „fialai“ oder „fioleri“, die
Hersteller von Glasgefäßen; „verrieri“ oder „fornasieri“, die Bereiter
der Glasmasse; „christallai“, die Glas für optische Zwecke herstellen;
„specchiai“, die Spiegelfabrikanten; „margaritai“, die Verfertiger von
kleinen Perlen, einem wichtigen Ausfuhrprodukt Venedigs im Mittel-
alter; „perlai“, die Hersteller von großen hohlen Perlen; „venditori“,
die Glashändler. Aber all das vermittelt uns keine Vorstellung vom
mittelalterlichen Glas venezianischer Herkunft; es ist jedoch anzu
nehmen, daß hier wie überall in Europa nur einfachstes Gebrauchsglas
hergestellt wurde. Wenn gelegentlich einer Dogenwahl der Chronist
Martino da Canale von den ausgestellten Erzeugnissen Muranos be
richtet: „rieche girlande di perle, guastade, e oricanni, ed altrettali
vetranni gentili“ (Perlenketten, Flaschen, Riechfläschchen und andere
feine Glaswaren), so läßt sich kein bestimmter Begriff damit verbinden.
Erst das 15. Jahrhundert gibt uns Abbildungen von Gläsern bei den
zeitgenössischen Malern und überliefert uns erhaltene Denkmäler.
Die Glashütten auf Murano scheinen von Haus aus zwei Wege ein
geschlagen zu haben: farbige Glasgefäße (vorwiegend blau, grün oder
milchigweiß) von verhältnismäßig schwerer Form, mit einem zusätz
lichen Dekor von Vergoldung und bunten Emailfarben; oder dünn
wandiges farbloses Glas, das, von einfachsten Formen ausgehend,
immer mehr Raum in der Produktion Venedigs einnimmt.
Von den farbigen Glasgefäßen des xj. Jahrhunderts sind Pokale,
Kannen und große Fruchtschalen in nicht allzugroßer Zahl auf uns
gekommen. Die Pokale haben meist eine gedrungene glockige Kuppa
mit einem Kranz von zackigen Blättern am unteren Rand der Kuppa
oder dort, wo die Kuppa auf dem Fuß des Gefäßes aufsitzt. Manchmal
ist ein aus gerillten Wülsten gebildeter Schaft: zwischen Fuß und Kuppa
eingeschoben; der Fuß ist kräftig gerippt und am Rand mit einem
dicken Glasfaden verstärkt (Abb. 1—3). Dieser Typus lebt über das
ij. Jahrhundert hinaus, verliert aber dann den Blätterkranz und hat
statt dessen eine gekerbte Fadenauflage, der Fuß wird schlanker, der
Fußrand ist bereits meist umgeschlagen; oder aber die Kuppa bzw.
Schale wird mit geraden oder diagonal geführten Rippen belegt, das
erzeugt ein lebhaftes Spiel des Lichtes, der Emaildekor beschränkt sich
dann auf einen schmalen Zierfries am Mundrand (Abb. 4—6).
Kräftige Formen zeigen auch die Kannen des 15. Jahrhunderts; auf
einem kurzen Fuß sitzt der bauchige gedrungene Körper und erweitert
sich nach einem engen Hals trichterförmig, dicke Doppelreifen gliedern
den Körper, der dann bunt bemalt ist oder, wie in unserem Fall, mit
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