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Volltext: Altorientalische Teppiche

Arabeske, während die Blütenranke diese Flächengrenzen ungehemmt 
durchzieht. Solche Kompartimente sind in versetzten Reihen angeord 
net oder im Medaillon-, aber auch Kartuschensystem. Auch nidit von 
Ranken geführte Medaillonkomposition ist anzutreffen. 
Für Anordnung von Flächenformen in versetzten Reihen bietet ein 
schlanker Teppich der Wiener Sammlung ein gutes Beispiel. Passig- 
kielbogig begrenzte silberne Medaillons liegen auf goldenem Grund, 
dazu kommen Akzente in kleinen, wie Blauemail wirkenden Partien 
(Tafel 13). 
Die Zeichnung der Teppiche der Polengruppe vermeidet jede Art 
bildmäßiger Darstellung. Sie bringt, phantasiegeführt, nidit selten 
Mischformen zwischen Arabeske und Blatt und ist schwungvoll und 
reich. Das für eine ostpersische Gruppe charakteristische, gezähnte Lan- 
zettblatt, das den bisher beschriebenen Teppichen meistens fehlt, ist 
häufig verwendet, oft als Rankenende. 
Vasenteppiche 
Die Vasenteppiche haben ihre Namen nach dem Abbild einer Vase, 
die, sinnvoll einem Blütengerank eingefügt, bei vielen Stücken dieser 
Gruppe anzutreffen ist. Mit der ihr entsprießenden Blütenstaude ist 
sie uraltes Lebens- und Jenseitssymbol, dasselbe lebenswichtige Ele 
ment symbolisierend wie sonst der Teich oder der Bach. Die diesem 
Gefäß entwachsend zu denkenden Ranken sind hier spitzoval git 
ternd, in längslaufenden, einander berührenden Wellenlinien geführt. 
Fast immer sind es, einander überschneidend, drei Systeme, meist zwei 
florale und ein schwächeres arabeskoides. An Berührungsstellen der 
Ranken wie auch auf ihren Schwingungen liegen Lotus- und Irisblüten, 
Palmetten und Rosetten. An den Berührungspunkten der floralen Ran 
ken finden sich auch die unscheinbar und sparsam verwendeten Vasen. 
Den pflanzlichen Motiven ist häufig Viereckform gegeben und da 
durch, dem auch sonst strengen Charakter dieser Teppiche entspre 
chend, die Längs- und Querrichtung vor der diagonalen hervorgeho 
ben. Eine den drei anderen meist angefügte, kürzer schwingende Längs 
ranke umfaßt mit den wechselweise nach beiden Seiten aufstrebenden 
Rollsprossen die genannten Motive. 
Bei einem Fragment des einzigen erhaltenen, elfenbeingrundigen 
Teppichs — die meisten sind rot, wenige blau, einige sind farbwech- 
selnd gefeldert — ist bei lockerer Reihung dieser Schmuckformen Platz 
für reiche Verästelung der Spiralranke (Tafel 14). Der Lebensblüten 
baum (Tafel ij) wirkt in der härter gezeichneten Umgebung wie ein 
Wolkenschleier. Der lichte Grund verlangt genaue Zeichnung. Sie ist 
gegeben durch die Enge der Knüpfung und durch die Kürze und Steile 
des Flors. In der Knüpfeinheit gibt das Wiener Stück die Höchstlei 
stung in dieser Gruppe (7600 Knoten). Die kurze Schur ist ermöglicht 
durch die für diese Gruppe charakteristische starke Staffelung der Kett 
fäden. Die Florsteilheit verursacht, indem sie nur die Schnittflächen des 
Haars dem Blick bietet, das Fehlen des härtemildernden Glanzes. 
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