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Volltext: Altorientalische Teppiche

Bei einer nur in drei verschiedenen Teppichfragmenten genauer be 
kannten Abart spielen zwei übereinandergelegte und z. T. einander 
durchschlingende Arabeskenranken in gezügeltem Schwingen über dem 
flachsblauen Grund (Tafel 16). Die eine ist goldgelb, rotgerandet, die 
andere rot und gelb gerandet, z. T. fliesenartige Flächenform andeu 
tend. Kleine Blütenstauden sind durch das von ihnen gezeichnete Git 
ter sichtbar, wie solche auch schon bei einigen der eigentlichen Vasen 
teppiche anzutreffen sind oder bei einigen anderen sogar allein den 
Dekor bilden. Arabesken beherrschen, gegenständige Kielbogen zeich 
nend, auch den Hauptstreifen des Rahmens. Dahinter leuchten Obst 
blüten, hier einer Rollranke aufgereiht. 
In der Zeichnung sondert sich die ganze, im späten 16. und 17. Jahr 
hundert wahrscheinlich im südlichen Persien entstandene Gruppe deut 
lich von allen anderen iranischen Erscheinungsformen. Vergeblich wird 
man Nahverwandtes in anderen Kunstzweigen, wie etwa der Buch 
kunst, suchen. Innerhalb des als persisch Empfundenen könnte ihr 
Dekorcharakter fast als bizarr und wie exotisch anmuten. Wie die 
Polengruppe, mit der sie erfolgreich an Phantasiereichtum wetteifert, 
vermeidet sie die Wiedergabe von Mensch und Tier und hat auch mit 
ihr die Freude an Mischformen gemeinsam. Sie zeigt vielfach arabeske 
Bildung an Blüten (Tafel 14, links oben, Iris) und an der Vase. Sie 
verwendet off Stick- und Webmuster als Füllung floraler Formen, 
liebt reziproke Bildungen innerhalb einer Dekorform selbst (Tafel 14, 
links unten, Rosette), sogar, fast vexierbildartig, zwischen Dekor und 
Grund (Tafel 15, am Vasenuntersatz), und verwendet schneckenartig 
und reziprok gebildete Wolken (Tafel 14). 
Trotz der Verschiedenheit im technischen Bau läßt sich der Vasen 
gruppe ein Teppich anfügen mit Pfirsichgelb im Rahmen und dem 
sonst bei Bodenteppichen aus Ehrfurcht vor der Farbe der Propheten 
fahne gemiedenen, wohl auch wegen der Schwierigkeit des Färbevor 
gangs nicht häufig verwendeten Grün als Feldgrund (Tafel 17). Bald 
durch florale, bald durch arabeske Formen sind Vasen vorgetäuscht, 
die, in versetzten Reihen angeordnet, reichen Blumenflor entsenden. 
Bemerkenswert ist eine seltene, irisähnliche Blüte, die aus verkehrt 
genommenem, persischem Lotus entstanden ist. 
Ranken-Tier-T eppiche 
Die erwähnte Art, die ohne flächegliedernde Kompositionssysteme 
den einheitlich belassenen Feldgrund mit Rollranken überzieht, ist 
vielen Teppichen Ostpersiens eigen. Vor allem den etwa Mitte des 
16. Jahrhunderts entstandenen Ranken-Tier-Teppichen, von denen 
das Wiener Museum die hervorragendsten Stücke besitzt (Tafeln 18 
bis 23). Diese, in ihrer sinnbildlichen Bedeutung bereits gekennzeich 
neten floralen Ranken — es sind zwei Systeme — streben von der 
Teppichmitte spiegelbildlich gleich in die vier Feldviertel. Fast un 
bemerkbar bleibend, dirigieren sie doch den Rhythmus der ihnen 
meist an Schnittpunkten oder an Sproßstellen aufgelegten Schmuck- 
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