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war auch die Kunstgewerbeschu 1 e nicht zurückgeblieben. Auch ihr bot ein
neues Gebäude Raum zur Erweiterung. Anfangs in das Museumsgebäude mit-
aufgenommen, hatte sie freilich mit den Sammlungen die engste Verbindung
erhalten, aber die Räume erwiesen sich als unzulänglich. So wurde ihr ein eigenes
Haus bestimmt, das ihr neben dem Museum, mit demselben durch einen Corridor
verbunden, errichtet wurde. Auch der Architekt dieses Hauses war Heinrich
Ferstel. Begonnen im Jahre 1875, wurde der Bau mit dem neuen Schuljahr 1877
bezogen. Leider erwies auch er nicht für alle Wünsche und Bedürfnisse Raum
genug. So musste die Vorbereitungsschule noch eine Reihe von Jahren im Museum
bleiben, bis auch ihr ein eigenes Heim in jenem grossen Schulcomplex an der
Hegelgasse gewährt wurde, welches sie im Jahre 1885 bezog.
Dagegen gewährte allerdings das neue Schulgebäude die Möglichkeit, die
Schule nach der praktischen Seite zu erweitern, indem ihren Fachabtheilungen
Ateliers angehängt wurden. Das erste derselben war eine Ciselirschule, welche
unter Leitung des Ciseleurs und Graveurs Stephan S c h war tz gestellt wurde,
sodann eine Schule zur Anwendung der Präparate der chemisch-technischen Ver
suchsanstalt auf kunstgewerbliche Gegenstände unter Leitung von Hans Macht,
und drittens eine Schule für Holzschnitzerei, welche mit dem Wintersemester 1878
unter Leitung von Hermann Klotz in’s Leben trat. Im Sommer des Jahres 1879
wurde an der Fachabtheilung des Professors S t o r c k und unter seiner speciellen
Leitung der Spitzencurs errichtet, dessen Aufgabe es war, für die Spitzen
arbeiterinnen (im zweiten Theil des Cursus) die Vorlagen zu zeichnen, überhaupt
den Unterricht in der Spitzenfabrication für das Erzgebirge, sowie für die ver
schiedenen neu gegründeten Spitzenfachschulen zu regeln und technisch zu erweitern.
Dem Spitzencurs folgte im nächsten Jahre (1880) die Gründung einer Radirschule
unter Leitung von William Unger und zuletzt im Jahre 1884 noch eine Schule
für Xylographie. Diese letzte Specialschule, zu deren Leitung W. H e c h t berufen
wurde, konnte nicht mehr in die Räume des Schulgebäudes aufgenommen werden,
sondern musste im alten Universitätsgebäude Unterkunft finden. Dagegen trat die
chemisch-technische Versuchsanstalt, welche bis dahin in Neben
raumen des Gusshauses ein überaus enges Local gehabt hatte, nunmehr in die
nothwendige Verbindung mit Museum und Schule. In dem Erdgeschosse der
letzteren erhielt sie die nöthigen Zimmer und Einrichtungen zum Laboriren wie
zum Brennen.