Nr. 1
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 11
das Großkreuz noch einmal so groß sein sollte wie das ge
wöhnliche. Schinkel macht darauf aufmerksam, daß dieser
Ausdruck doppelsinnig sei. Im gemeinen Leben pflege man den
Begriff von noch einmal so groß anzuwenden, wenn eine Figur
die doppelte Länge und Breite einer anderen habe, wodurch
aber eigentlich der Flächeninhalt viermal größer werde, die
dem Flächeninhalte nach doppelt so große Figur werde mathe
matisch nach dem pythagoreischen- Lehrsatz gefunden.
Schinkel sandte deshalb Zeichnungen in beiden Maßstäben
ein; der König wählte als Größe den doppelten Flächeninhalt.
Museen.
(Vom Kaiser Friedrich-Museum in Berlin.) Die
Gemäldegalerie des Berliner Kaiser Friedrich-Museums
hat für ihre deutsche Abteilung jetzt eine hervorragende
Erwerbung gemacht. Generaldirektor Dr. Wilhelm von Bode
veröffentlicht im neuen Heft der Amtlichen Berichte eine Ab
handlung über eine erworbene große dreiteilige Altartafel,
die sich in der Kirche zu Heiligenstadt im Eichsfelde befand.
Es ist ein Werk der gotischen Zeit, das um 1360 entstanden
sein wird. Auf kräftigem Goldgründe sind da in der Mitte der
Gekreuzigte zwischen Maria und Johannes und daneben,
wie auf den Flügeln, Heiligengestalten dargestellt, in einer
gemalten Architektur. Wie diese mit ihren starken Farben
sich energisch abhebt vor dem reich flimmernden Goldgrund
und die großen Gestalten in ihren zarten hellen Farben davor
gestellt sind und wie von Licht und Luft umflossen scheinen,
das gibt, so schreibt Bode, dem stattlichen Altargemälde
eine starke malerische Wirkung. Böhmische Tafelgemälde
haben als Vorbilder für das thüringische Werk gedient und
böhmischer Einfluß hat ja damals weit nach Niedersachsen
hineingewirkt. Das gilt besonders für die perspektivische
Ausbildung der gemalten Architektur; gerade diese Zeit des
ausgehenden 14. Jahrhunderts ist, was Malerei anbetrifft,
in so wichtigen Provinzen wie Westphalen, dem größten Teil
von Niedersachsen und Süddeutschland, noch recht unbekannt.
Die Aufgaben einer zusammenfassenden gründlichen Be
handlung wird sich der Deutsche Verein für Kunstwissenschaft
zum Ziel setzen.
(Prähistorische Sammlungen im Warschauer
Museum.) Die viele Jahre in den Sälen der Warschauer
Gesellschaft der Schönen Künste untergebrachten prähisto
rischen Sammlungen des Ethnographen und Soziologen
Prof. E. Majewski wurden nun endgültig in das Gebäude des
Städtischen Museums gebracht, und sind hier durch neue
wertvolle Ausgrabungen ergänzt worden. Sic sollen, wie die
Zeitschrift „Polen" berichtet, schon im Jänner dem. Publikum
zugänglich gemacht werden. Ein Katalog der Sammlung
ist in Vorbereitung. Majewski hat die wertvolle Sammlung, die
an Bedeutung gleich hinter der im Krakauer National-Museum
steht, zusammen mit seiner archäologischen Bibliothek der
Stadt Warschau geschenkt.
Vom Kunstmarkt.
(Versteigerung von alten Stichen.) Am 17. Jänner
d. J. findet in der Galerie Helbing iti München die Auktion
einer umfangreichen Sammlung alter Stiche statt, welche
zum Teil aus dem Nachlaß eines Stuttgarter Sammlers
stammen. Der 1439 Nummern umfassende Katalog beschreibt
Blätter aller Schulen. Unter den deutschen und niederländischen
Meistern verdienen besondere Beachtung die Stiche und
Holzschnitte Dürers, im ganzen 65 Blatt, dabei „Adam
und Eva“ in einem prächtigen Abdruck. Von Rembrandt
befindet sich die „Landschaft mit den drei Hütten“ in einem
ganz vorzüglichen Abdruck in der Sammlung. Weiter sind
eiwähnenswert Arbeiten von Aldegrever, H. S. Beham,
Everdingen, Goltzius, L. v. Leyden, Eltz, G. F. Schmidt,
Schongauer, Meckenem und Waterloo, Ridinger und
J. A. Klein sind in großer Auswahl vertreten. Unter den
Italienern figurieren in erster Linie die Maler, — Radierer des
17. und 18. Jahrhunderts. Nicht minder bemerkenswert sind
die vorhandenen Bestände an Blättern französischer und
englischer Meister des 18. Jahrhunderts, darunter bedeutende
und gesuchte Arbeiten von Cardon, De Launay, Moreau,
Halbou, Knight, Wille, J. R. Smith, Voyez l’Aine u. a.
Ihrer großen Seltenheit halber sei auch eine Sammlung
spanischer Lithographien aus den Jahren 1826 bis 1832
erwähnt, welche zum Teil Gemälde aus dem Besitze des Königs
von Spanien, zum Teil Ansichten darstellcn. Der Katalog
ist durch Hugo Helbing in München, Liebigstraße 21 zu
beziehen.
(Die Auktion der Samm ung Otto Herrm. Claass.)
Boi der Auktion der Sammlung Otto Herrm. Claas, die im
Kunstsalon Cassierer in Berlin durch Hugo Helbing
(München) und Paul Cassierer (Berlin) durchgeführt wurde,
wurden folgende Preise erzielt: Nr. 1, Anglada Camarasa,
Hahnenmarkt, M 550; Nr. 2, Eugen Bracht, Schnucken-
herde in der Lüneburger Heide, M 420; Lovis Corinth:
Nr. 4, Bildnis der Frau Dr. Halbe, M 4300; Nr. 5, Totenklage,
M 31.500; Nr. 6, Die Malerfamilie, M 10.000; Nr. 8, Nacktheit,
M 25.000; Nr. 9, Büßende Magdalena, M 3100; Nr. 10, Ruhe,
M 7000; Nr. 11, Fleischerladen, M 6300; Nr. 12, Stilleben,
M 4600; Nr. 13, Erwachendes Mädchen, 1895, M 3900; Nr. 14,
Marine, Nordsee 1900, M 3200; Nr. 15, Dame im Grünen,
M 8800; Nr. 16, Maienblüte, M 5600; Nr. 17, Simsons Gefangen
nahme 1906, M 28.000; Nr. 18, Ludwig Dettmann, Land
schaft mit See, M 600; Nr. 19, Ders., Blondes Mädchen, M 740;
Nr. 20, Alois Erdtelt, Weiblicher Studienkopf, M 470; Nr. 21,
G. d’Espagnat, Das grüne Boot, M 2250; Nr. 22, E. von
Gebhardt, Die Pagen, M 690; Nr. 23, Hugo von Habermann,
Weibliche Studie, M 305; Nr. 24, Otto Heichert, Männlicher
Studienkopf, M 450; Nr. 25, K. F. Herpel, Marine, M 155;
Nr. 26, Curt Herrmann, Stilleben mit Erdbeeren, M 100;
Nr. 27, Kodier, Sitzende weibliche Figur, M 3300; Nr. 28,
Ders., Kai du Montblanc, M 3800; Nr. 29, Ders., Tänzerin,
M 7000; Nr. 30, Olof Jernberg, Herbsjfandschaft, M 300;
Nr. 31, Philipp Klein, Frauenbildnis in Grau, M 230; Max
Klinger: Nr. 32, Die Nymphe, M 20.000; Nr. 33, Entwürfe
zum Tafelaufsatz im Leipziger Rathaus, Mittelstück, M 2000;
Nr. 34, Erstes Seitenstück, Nr. 35, Zweites Seitenstück,
Nr. 36, Knabe am Meer, M 6000; Nr. 37, Walter Leistikow,
Meereslandschaft mit untergehender Sonne, M 2800; Nr. 38,
Reinhold Lepsius, Damenbildnis, M 2450; Nr. 39, Max
Liebermann, Dorfstraße in Noordwyck, M 8200; Nr. 40,
Ders., Der Barmherzige Samariter, erste Fassung, M 17.500;
Nr. 41, Adolphe Monticelli, Gartenfest, M 1750; Nr. 42,
Emil Neide, Die Kunst, Allegorie, M 135; Nr. 43, Gustav
Schönleber, Strand von Anzio bei Rom, M 7800; Carl
Steffeck: Nr. 44, Pommersche Landschaft, M 310; Nr. 45,
Italienische Landschaft mit Staffage, M 820; Nr. 46, Kuh
(Allgäuer, preisgekrönt), M 820; .Nr. 47, Schimmel, grasend,
vor dunklem Hintergrund, M 1000; Nr. 48, Aufbruch zur Jagd,
M 1950; Nr. 49, Franz von Stuck, Susanna, M 5000; Nr. 50,
Constantin Troyon, Der Stier, M 8000; Nr. 51, Wilhelm
Trübner, Männliches Bildnis, M 5800; Nr. 52, Ders., Wald-
landschaft, M 2900; Nr. 53, Anton von Werner, Bildnis des
Generals von Schleiritz, M 380; Nr. 54, Ludwig Willroider,
Bei Fritzlar, M 600; Heinrich von Zügel: Nr. 55, Rinder auf
der Weide, M 3200; Nr. 56, Scheckvieh in den Auen, 1910,
M 2550; Nr. 57, Sauhatz, M 9000; Nr. 58, In den Rheinauen,
M 9500; Ni. 59, Zuloaga, Weinernte, M 16.200; Nr. 60,
Neapolitanischer Meister um 1600, Madonna mit Kind, M 580;
Nr. 60 a, Jules Dalou, Badende (Femme sortant du bain),
M 870; Nr. 60 b, August Gaul, Pinguine, M 1650; Nr. 60 c,
Ders., Fischotter, M 2000; Nr. 61, Carl Albrecht, Landschaft,
M 135; Lovis Corinth: Nr. 62, Weibliches Bildnis (Frau des
Künstlers), M 120; Nr. 63, Männliches Bildnis, M 85'—;
Nr. 64, Fünf Figuren „Der zerbrochene Pfeil“,. M 155; Nr. 65