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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 3)

1.30 
zweiten Hälfte des Trecento entstanden sein und jener zurückgebliebenen 
Werkstattkunst, die sich in Venedig während des ganzen Jahrhunderts auf- 
recht hielt, angehören. Somit sind wir, was die Figur der Madonna betrifft, 
bis hinauf in die zweite Hälfte des Trecento angelangt. Um Vergleichs- 
material für die Figur Christi und jene der Heiligen zu finden, müssen wir 
um einige Jahre noch hinaufrücken. 
Trotz der zurückgebliebenen Formenwiedergabe, die keinesfalls aber 
vor der Mitte des XIV. Jahrhunderts möglich wäre, zeigen die Gesichtstypen 
unserer Figuren den Stil der Kunst der Brüder Jacopello und Pier Paolo 
della Masegne, einer Kunst also, die gerade hundert Jahre später blühte als 
unsere Pala 
bis jetzt an- 
gesetztwur- 
de.Manver- 
gleiche den 
HeiligenAn- 
tonius Ab- 
bas auf dem 
großenMar- 
moraltardes 
Jahres 1388 
inSan Fran- 
cesco zuBo- 
logna (Abb. 
18) mit der 
Figur Pauli 
auf unserer 
Pala und 
wird damit 
die Bestäti- 
gung meiner Annahme finden. Ohne vielleicht direkt den Altar der Masegne- 
Brüder zu kennen, jedoch sicherlich in derselben Kunstatmosphäre hat sich 
der Meister unseres Werkes gebildet. In seinen Figuren tritt der für das 
Ende des venezianischen Trecento typische Zug nach naturalistischem Aus- 
druck auf: wir iinden die langbärtigen Propheten, deren Köpfe tief im Rumpfe 
sitzen, die ernsten, ja beinahe bösen Gesichter, die schon sehr-weit von der 
Gotik der Pisaner und jener der ihnen verwandten Sienesen entfernt sind. 
Freilich kann man unsere Pala nicht qualitativ mit dem Altar der Masegne in 
Bologna messen. Wir haben hier nur einen Abklatsch ihrer Kunst, der aber 
in der Qualität noch immer höher steht als die große Silberpala in der Sakristei 
des Domes von Treviso, die, wie Venturi (IV, 8x4) richtig erkannt hat, nicht 
in der ersten Hälfte des Trecento, sondern gegen das Ende zu setzen ist. 
Es ist hier nicht der Platz zu einer weiten und erschöpfenden Ausein- 
andersetzung der Frage, wie es zu der Kunst der Dalle Masegne, respektive 
 
Abb. 19. Venedig, Frari: Grabmal der Familie Bemardo, zweite Hälfte des XIV. Jahrhunderts
	        
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