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Volltext: Katalog der Wiener-Congress-Ausstellung 1896

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alle die auseinanderstrebenden Stämme fest zusammengehalten 
habe, findet Bundesgenossen in einem Domherrn vom Rhein, in 
einem Reichshofrath, in einem Reichsritter, vor Allem aber in dem 
Senator einer freien Stadt, auch dieser grossdeutsch, kaiserlich 
und conservativ, aber dabei durchaus praktisch-verständig, beson 
ders davor warnend, dass man nicht etwa alles Alte, längst Erstor 
bene wieder gewaltsam herzustellen versuche: „Doch soll vor 
Einem Deutschland sich besonders hüten“, sagt er, „dass es nicht 
verwechselt die gute alte Zeit mit der Ausartung, die späterhin 
gefolgt; dass es mit den alten Formen nicht den alten Schlen 
drian der kläglichsten Erstorbenheit ergreife; dass es nicht das 
erwachte Leben wieder versteinern und verholzen lasse in der 
vorigen liederlichen Erbärmlichkeit. . . . Durch den neuen grünen 
Saft, der im Volke steigt, soll man die Formen wieder beleben, 
dass sie erneut dastehen. . . Darum wird das rechte Alter ewig 
auch die rechte Jugend sein, während das Ueberlebte mit dem 
Kindischen zusammenfällt.“ Und der Fürst, aus voller Seele dem 
beistimmend, schliesst versöhnend ab: „Dem ist also, und so 
wird es geschehen, weil Deutschland in seiner Geschichte ein 
neues Weltjahr begonnen hat und Niemand dem einbrechenden 
Frühling wehren mag, dass er komme und das schlafende Leben 
in der Erde wecke. So ist es geordnet durch die Vorsicht des 
Geistes, der die Welt regiert, dass die teutschen Völkerschaften, 
sofern sie einander entfremdet sein mögen, nicht lassen können 
von einander.“ 
Görres hat diese Dyperi nicht nach dem Leben zeichnen 
können, er war nicht in Wien und kannte von denen, die da am 
Werke waren, die meisten nur vom Hörensagen. Wenn er drum 
in dem Fürsten, wie es wahrscheinlich ist, den Fürsten Metter 
nich darstellen wollte, so hat seine Zeichnung wohl nicht einen 
einzigen Zug mit dem Urbild gemein. Aber es lassen sich schon 
Personen finden, die diesen Dypen entsprechen. Dieser Fürst, es 
ist der Reichsfreiherr v. Stein, nur dass er freilich nicht so mild 
versöhnlich, sondern im Gegentheile leidenschaftlich zufahrend, ja 
mitunter auch rauh und hart war. Preussische Generale von der 
Gesinnung, wie sie Görres dem seinigen zuschreibt, gab es in 
Wien nicht wenige — wir denken etwa an Leopold Heinrich v. 
Boyen oder an Karl Wilhelm Georg v. Grolmann, der im März 
1815 von Wien aus als General-Quartiermeister zur Armee Blücher’s
	        
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