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den Vorstädten. Jahreswohnungen zu nehmen, wie die Familie
der Karoline Pichler, die sich zur Verwunderung ihrer Freunde
in der Alserstrasse ansiedelt. Auch Monumentalbauten entstehen,
so auf der Laimgrube an der Wien bereits im Jahre 1800 das
Theater an der Wien, welches die Gesellschaft Schikaneder’s
bezieht, die bis dahin im Freihause gespielt hatte, oder auf der
Wieden das Polytechnicum, auf der Landstrasse die Münze. Eine
segensreiche Einrichtung von hoher wirthschaftlicher Bedeutung
wird die 1803 vollendete Anlage des Wiener-Neustädter Canals;
an seinen Ufern entwickelt sich ein reges Leben, welches die
Landstrasse für lange Jahre zum Mittelpunkte des Handelsver
kehres macht. Aber auch zahlreiche wissenschaftliche Institute
werden in dieser Epoche neu errichtet, die bestehenden reicher
ausgestaltet. 1805 wird das ethnographische, 1810 das botanische,
1812 das anatomisch-pathologische Museum errichtet, 1806 die
Ambraser Sammlung nach Wien verlegt. Gleichzeitig wird der
botanische Garten errichtet.
Zum Ereignisse nicht nur für Wien und Oesterreich, sondern
von europäischer Bedeutung wird die im Jahre 1815 erfolgte
Gründung des Polytechnikums, einer Lieblingsschöpfung des
Kaisers Franz. Untrennbar ist mit diesem Institute der Name
ihres Organisators Johann Joseph Prechtl verknüpft, welcher der
Anstalt die höchsten Ziele steckt und einen Plan zu Grunde
legt, die sie weit über das Niveau der im Jahre 1795 nach dem
Plane Monge’s in Paris errichteten Ecole polytechnique und der im
Jahre 1805 von Graf Rottenhan und Professor Joseph Gerstner
in Prag begründeten technischen böhmisch-ständischen Lehranstalt
erhebt. In der Wiener Schule sollten sich alle Bestrebungen ver
einigen, welche Oesterreichs Industrie, Handel und Gewerbe zu
entwickeln geeignet waren. Was heute die technischen Hoch
schulen, die Staats-Gewerbeschulen, die gewerblichen Fachschulen,
in gewissem Sinne auch die allgemeinen Zeichenschulen und die
Handelslehranstalten zu leisten berufen sind, wurde diesem Insti
tute übertragen. Aber noch mehr; es sollte nach Prechtl’s weit
ausblickendem Plane ein „Conservatorium“ der technischen Künste
und Gewerbe sein, „ein technisches Museum, ein Sammelplatz
für die von den Wissenschaften ausgehenden Beförderungsmittel
der National-Industrie, von welchem aus sich Belehrung und
Rath für die Vervollkommnung der nützlichen Künste verbreitet“.