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Volltext: Katalog der Wiener-Congress-Ausstellung 1896

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leugnen; die malerische Behandlung, welche der Barocke so un 
heilvoll wurde, ist sein Lebenselement. Das Grabmal der Erz 
herzogin Christine, welches der Herzog Albrecht von Sachsen- 
Teschen 1805 in der Augustinerkirche „Uxori optimae“ setzen 
liess, und die nun im Hofmuseum befindliche Gruppe „Theseus’ 
Kampf mit dem Kentauren“ offenbaren die disparaten Seiten und 
die weitgesteckten Grenzen seines reichen Könnens. Wieder ist es 
ein Tiroler, der Oesterreichs Antheil an der neuen Richtung ver 
mittelt: Franz Zauner, von jenem Beyer auf den Classicismus 
gewiesen, in ihm gefestigt durch längeren Aufenthalt in Rom, in 
Canova’s Nähe, später Professor und Rath der Wiener Akademie, 
dann Divector der Maler- und Bildhauerclasse. Ihm danken wir 
das dem capitolinischen Marc-Aurel-Standbilde nachgebildete Reiter- 
mormment Kaiser Josef’s II. (1807), sodann die gebälktragenden 
weiblichen Figuren am Palais Pallavicini, das Grabmpnument 
Kaiser Leopold’s II. in der Augustinerkirche und das Laudon- 
Denkmal im Hadersdorfer Parke. Neben Zauner treten Johann 
Fischer, welcher die Brunnen auf dem Franciscanerplatze, Am 
Hof und Graben mit plastischem Schmucke versieht und zahl 
reiche Grabmäler auf den alten Wiener Friedhöfen geschaffen hat, 
dann .Johann Nepomuk Schaller , dessen Werk „Bellerophon und 
Chimära“ sich im Hofmuseum befindet, endlich Kiesling. Ihnen 
schliessen sich die Medailleure Hagenauer, Würth, Ignaz Donner an, 
welche in der Akademie wie in der Münze neuen Zielen zustreben. 
Reicher als hier entfaltet sich der antikisirende Stil ausser 
halb Oesterreichs. Die Engländer führt Flaxman. Wer vermeint, 
vor der wiedererweckten Antike seien alle nationalen Züge ge 
wichen, welche doch sonst jeden Stil in jedem Lande zu einer 
Besonderheit stempeln, der vergleiche doch Flaxman mitCanova! 
Beiden ist die Antike Mittel zum Zwecke; dieser aber sucht zier 
liche Schönheit und Kraft, jener den Ausdruck sittlicher Gedanken 
und religiöser Gefühle. So gelingt Flaxman die menschliche Figur 
nicht, das Porträt hat keinen persönlichen Reiz für ihn; seine 
Reynolds - Statue in der Pauls - Kathedrale ist gequält und lang 
weilig. Aber seine Skizzen zur Odyssee, sein herrlicher Schild 
des Achilles und viele Reliefcompositionen gehören zum Tief 
sinnigsten, was je ein moderner Künstler, von classischem Geiste 
durchtränkt, geschaffen hat. Er steht uns vielleicht höher als 
der grosse Däne Thopwaldsen, der ähnlich wie Canova die antike
	        
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