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Metadaten: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 10)

G. Morland. Der Abschied des Deseneurs 
steht es aber mit seinen Eguralen Sujets. Sturm und Sonnenschein wechseln 
in seinen Bildern ab, aber Sturm - als Symbol seines Lebens - herrscht 
vor, und in seinen reifen Arbeiten lesen wir etwas von der Heberischen Tätigkeit 
und Rastlosigkeit, welche ihn verzehrte. 
In die meisten seiner figuralen Kompositionen führt Morland eine 
grosse Auswahl von Typen ein. Selten nur beschränkt er sich auf ein 
Arrangement von zwei Figuren, und ich weiss nur ein einziges Beispiel, das 
nicht dem Gebiete des Phantasie-Porträts angehört, wo er eine vereinzelte 
Figur als Motiv verwendet hat: seine schöne Studie „Der Schnitter." 
„Der Schnitter" ist das Prototyp einer Serie origineller Schöpfungen, 
mit welchen die Maler der naturalistischen Schulen die Welt bereichert 
haben. Ein Farbendruck nach diesem Bilde ist im British Museum; wo das 
Original selbst ist, kann ich nicht entdecken. Es ist auf Holz gemalt, und die 
Oberfläche ist fast ganz von der Figur des Schnitters gefüllt, welcher auf
	            		
einer Wiese steht und sich kühn von dem be- wölkten Himmel des Hintergrundes abhebt. Im Mittelgrunde sind zwei kleine Figuren w ein Mann und ein Weib - doch haben siekeinen weiteren Bezug auf die Komposition der Bilder. Der Schnitter ist im Be- griff, seine Sense zu schleifen, und steht da als wahre Verkörperung von Kraft und Jugend- freude - ein wahrer Sohn der Scholle und ein Typus der ver- edelnden Wirkung der Arbeit. Die Farbe, so weit sich nach dem Drucke urteilen lässt, ist sanft und tief und weist eine um- fangreichere Farben- skala auf, als man ge- wöhnlich bei Morland o. Morland, Die Ährenleserin Findet. Viele von Morlands Bildern sind aus dem bei ihm ganz wunderbar verlässlichen Gedächtnis gemalt. Philip Dawe stellt fest, dass das Bild der Sandgruben - wahrscheinlich das „Sand carting", welches sich heute im Besitz von Sir Walter Gilbeg befindet - drei Monate nach dem Tage gemalt war, an welchem der Künstler diese Szene beobachtet hatte. Und doch ist das Bild so realistisch bis ins kleinste Detail, dass man dieser Behauptung kaum Glauben schenken würde, wenn sie nicht aus so verlässlicher Quelle käme. Morlands Lebensverhältnisse beeinflussten seine Arbeit, welche, wie schon erwähnt, in drei deutlich getrennte Perioden geteilt ist. Im Elternhause ward er auf strikt puritanische Art erzogen, mit dem Resultate, das bei dem Versuche, eine unkonventionelle und stürmische Natur in das Gefängnis des Anstands und der Ordnung zu bannen, unausbleiblich war. Der Einfluss dieser frühen Erziehung macht sich in Morlands ersten unabhängigen Arbeiten geltend, denn er begann als Moralprediger, welcher die Glück- seligkeit der Tugend und die Leiden des Lasters abbildete.
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