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Volltext: Der Gösser Ornat im k. k. österr. Museum für Kunst und Industrie

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sprechen sie wenigstens dem Zustande irgendeiner Zeit ihrer Verwendung, 
wenn auch nicht dem ursprünglichen; hätte man die Teile aber auseinander 
genommen und wieder zusammengesetzt, so hätte man lauter Unvollständiges 
und den Zustand gar keiner alten Periode erhalten. Es wurden nur einzelne 
Nähte sorgfältig aufgetrennt, um die eingeschlagenen Ränder, wo es un 
bedingt nötig schien, untersuchen zu können. Es ist begreiflich, daß die ein 
zelnen Stücke, die heute oft ganz gegen ihre Fadenrichtung eingesetzt sind, 
sich im Laufe der Zeit verzogen haben und daher manchmal um eine Kleinig 
keit nicht zu stimmen scheinen; doch ist es in allen Fällen klar, daß es sich 
eben um bloßes Verziehen handelt, das sich denn in den einzelnen Partien 
noch deutlich verfolgen läßt. Es sei hier bemerkt, daß die Rekonstruktion 
mittels Durchzeichnungen, die 
auf Pausleinwand mit weicher 
schwarzer Kreide ausgeführt 
worden sind, vorgenommen 
wurde; man hat diese Materia 
lien gewählt, um die Stickereien 
möglichst zu schonen und doch 
Umrisse zu erhalten, die kräftig 
genug wären, um bei verklei 
nerter Wiedergabe noch deutlich 
hervorzutreten *. 
Über die außerordentlich 
erscheinende Größe der Kasel 
darf man sich nicht wundern. 
Auch die erst vor kurzem von 
P. Ehrhardt wieder zusammen 
gesetzte Kasel aus einem Sarge 
mit den Gebeinen des seligen 
Valassano, eines ravennatischen 
Erzbischofs aus dem IX. Jahrhunderte, hat ungefähr dieselbe Größe. Nach 
einer Tabelle,die Rohault de Fleury in seinem Werke „La Messe“ (VII.,Seite 
17g) bietet, scheinen übrigens gerade im XII. und XIII. Jahrhunderte besonders 
große Kasein beliebt gewesen zu sein; wir erinnern nur an die in Florenz, 
VA 
J 
T- 
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I. 
Malerei aus St. Giovanni in Laterano, Rom, nach einem 
Manuskripte in Mailand 
* Man hat nur bei der Musterung links unten auf Tafel I an Stelle der abgetreppten Linien, wie man sie 
auf der Abbildung auf Seite 21 links unten erkennt, gerade Linien gegeben, weil das Bild bei der Verkleinerung 
sonst allzu verwirrend geworden wäre. — Ein Teil, der zu dem Wenigen gehört, dessen Zusammengehörigkeit 
mit der Kasel bereits von andrer Seite vermutet wurde, ist leider noch in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen. 
In dem angeführten Aufsatze Pfarrer Finsters („Der Kirchenschmuck“ 1874) heißt es auf Seite 42; „Das vom großen 
Medaülon [der Rückseite der Kasel] weggeschnittene Stück findet sich am Ende des rechten Ärmels an der 
Dalmatika angestückt, enthält aber den fortgefallenen Teil des Spruchbandes .... Neben diesem Teil des 
Spruchbandes stehen auf diesem abgeschnittenen Stück rechts und links oberhalb zwei mit den unteren korre 
spondierende Kreisflächen, deren eine die Engelsfigur darstellt mit der sonderbaren Umschrift „Mathias“ und 
die andere den geflügelten Adler mit dem Spruchband „Johannes“. Dieses weggeschnittene Stück mißt in seiner 
Höhe 16 Zentimeter Dieser am Ärmel der Dalmatika angesetzt gewesene Teil fehlt, wie gesagt, heute; es 
ist sogar auffällig, daß der eine Ärmel der Dalmatika kürzer ist als der andere. Vielleicht hat irgend jemand das 
Stück einmal abgetrennt, um zu versuchen, ob es wirklich an die Kasel passe, und hat es dann in Verlust 
geraten lassen. 
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