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Volltext: Architektonische Monatshefte, 6. Jahrgang 1900

daselbst, das Kloster Banz und Schloss 
Pommersfelden in der Nähe Bambergs, endlich 
das Schloss Favorite in Mainz zu erwähnen. 
Eines der beiden vom Archivar Böttinger 
erbauten Häuser in Bamberg wird ebenfalls, 
und nicht mit Unrecht diesem Meister zu 
geschrieben. 
Neben Leonhard Dintzenhoffer wirkt 
auch sein Bruder Johann als Architekt. Die 
letzten Baumeister aus dieser Familie sind 
Justus Heinrich und Johann Dintzenhoffer. 
Johann Balthasar Neumann, der grösste 
Meister seiner Zeit, wurde 1687 in Eger als 
Sohn eines deutschen Kaufmannes geboren und 
erlernte die Büchsenmacherei. Im Jahre 1712 
trat er in die fränkische Kriegs-Artillerie und 
bereiste in den folgenden Jahren Deutsch 
land, Oesterreich, Italien, Frankreich und die 
Niederlande. In Wien studirte der junge Neu- 
man bei Fischer von Erlach und Hildebrand. 
Mit dem Jahre 1720 begann Neumann seine 
künstlerische Thätigkeit in Würzburg als Er- 
Portal der Friedhofsanlage. 
bauer der Residenz, mit welchem Bau er 
sein Hauptwerk schuf. 1729 wurde er Oberst 
lieutenant, 1744 Oberst der fränkischen Kriegs- 
Artillerie. Am 18. März 1753 starb er in Würzburg. In den 
Grafen von Schönborn hatte dieser Meister seine Gönner gefunden. 
Zu seinen besten Arbeiten zählen ausser der Würzburger Residenz, 
dem gediegensten Barockwerk Fra: hens, das Schloss Bruchsal bei 
Speyer, die Kirchen zu Closberg, Maria Weiher, die Deutschherrn 
kirche zu Mergentheim, der Umbau des Klosters Neresheim, Schloss 
Werneck, Oberzell, Engers, die • Schönbornkapelle am Dom zu 
Würzburg, die Fagade von St. Jakob in Bamberg, das Rathhaus, 
das Palais Concordiasträsse 28 daselbst und die Wallfahrtskirche 
von Vierzehnheiligen bei Bamberg. Ausser diesen dürften noch 
eine Anzahl Bauwerke Frankens, der Rheinlande und Nieder 
österreichs seiner Hand entstammen. 
(Schluss folgt.) 
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Seitenansicht der Friedhofskirche. 
Architekt Otto Schönthal in Wien 
Coneurrenzprojeet für die Ausgestaltung 
des Centralfriedhofes in Wien. 
(Tafel 62—64.) 
Architekt OTTO SCHÖNTHAL in Wien. 
Im vorangeganuenen Heft wurde das mit dem ersten Preis 
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dieser Concurrenz bedachte Project veröffentlicht. 
Die hier wiedergegebene Arbeit hat ebenfalls die weitest 
gehende Aufmerksamkeit erregt, und zwar, abgesehen von dem 
aus ihr hervorgehenden bedeutendem Können ihres Urhebers, 
schon deshalb, weil sie der streng modernen Richtung im aus 
gesprochenen Sinne Otto Wagners folgt, dessen Schüler der Autor 
ist. Wir finden hier sozusagen auf jeder Zollbreite neue eigen 
artige Gedanken, denen selbst dort, wo sie Widerspruch erregen, 
geistreichste Auffassung zugestanden werden muss. 
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Die ganze Anlage wird eröffnet mit dem Hauptportal, welches 
beiderseits einen mächtigen Fries zeigt, darstellend einen von 
Genien dem Thore zugeführten Menschenzug. Zunächst 
, betritt man nun den ersten Vorhof, der nach rechts und 
links von einer Leichenhalle abgeschlossen ist. Bei diesen 
ist das Zcllensystem angewendet. Die Zellen werden von 
zwei Corridorcn umfasst; dem äusseren, der für den Transport 
Ui der Leichen bestimmt ist, und dem inneren, der dem Ver 
kehr des Publikums Vorbehalten bleibt. Jede Leichenhalle 
besitzt zwei Kapellen, da ein Stand von 80—120 Leichen 
täglich vorauszusehen ist, was ungelähr 30—40 Bestattungen 
täglich ergibt, deren Bewältigung in einem Nachmittag bei 
| dem Vorhandensein nur einer Kapelle ausgeschlossen ist. 
Von dem ersten Vorhof führt eine Avenue zum 
Kirchenplatz. Die Kirche ist ringsherum im Kranze von 
Grüften umgeben. An ihr ist vor allem das mächtige Portal 
J hervorzuheben, in das ein von Genien bewachter Sarkophag 
eingeschoben erscheint. Der Rundbau der Kirche ist von 
vier kräftigen Pfeilern flankirt, welche die vier Evangelien, 
gleichsam die Grundfesten der Kirche symbolisiren. Aut 
den der Kirche zugewendeten Seiten der beiden Thürme ist 
rechts das Kreuz Christi, links das Mosis mit der Schlange 
gedacht, denen in einem an den entsprechenden Seitentheilen 
der Kirche befindlichen Fries Menschengruppen zujubeln. 
Die Kuppel ist in glattem Kupfer geplant. Das Innere 
der Kirche erhält hohe seitliche Beleuchtung. Die vier grösseren 
äusseren Pfeiler sind nach innen durch die vier Altäre betont, 
deren jeder einem Gebet, dem Paternoster, Ave Maria etc. ge 
weiht ist. Die Construction der Altäre besteht ganz aus Eisen. 
Das vorliegende Project kam in die engste Wahl 
für den ersten Preis, Wurde jedoch von der Preisbewerbung 
ganz ausgeschlossen, da man fand, dass keine Pläne für 
die Columbarien vorhanden seien. Die Arbeit wurde daher 
nur zum Ankauf empfohlen. In gleicher Weise erging es, 
ebenfalls eines Formfehlers halber, einem zweiten Projekte. 
Die Jury bedauerte, die Projecte trotz ihrer hohen künst 
lerischen Bedeutung nicht prämiiren zu können, musste sich 
aber dem juristischen Standpunkte der nichtkünstlerischen 
Mitglieder des Preisgerichtes anbequemen, deren Ansicht 
dahin ging, dass Projecte für eine derartige Concurrenz in 
erster Linie keinen einzigen Fehler dem Programm gegen 
über aufzuweisen haben dürfen. 
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Architekt Otto Schönthal in Wien. 
Gebäude der deutschen Schiffahrts-Aus 
stellung auf der Pariser Weltausstellung 
; 1900. 
(Tafel 59.) 
Architekt GEORG THIELEN in Hamburg. 
Das Gebäude ist im Aufträge der deutschen Rhedereien 
und Schiffswerften erbaut worden und zeigt Architekturformen, 
wie sie an der Nordseeküste zu finden sind. Der leuchtthurm 
artige Aufbau ist dem Rotesand-Leuchtthurm an der Weser 
mündung nachgebildet. Ueber dem reichen aus Holz geschnitzten 
Portal, das von einem Lotsen und einem Matrosen flankirt wird, 
prangen die Kaiserworte »Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser«. 
Das Object befindet sich am Quai d’Orsay, das auf dem 
Bilde links sichtbare Gebäude ist das englische, das rechtsliegende 
das amerikanische Schiffahrtshaus. 
Das der Reproduction zu Grunde liegende Originalaquarell 
von Architekt Thielen ist ebenfalls, und zwar in der Architektur- 
Abtheilung der Pariser Weltausstellung exponirt. 
NEUE WETTBEWEKBE. 
Für den Bau einer evangelisch-lutherischen Kirche 
der Nordparochie in Leipzig wird eine Concurrenz für deutsche, im deutschen 
Reichsgebiet wohnhafte Archi 
tekten eröffnet.Bauprogramme, 
Bedingungen und Situations 
plan sind von der Expedition 
der Nordparochie zu Leipzig, 
Aeussere Löhrstrasse 11, gegen 
Hinterlegung von Mark 10.—, 
welche nach Einreichung eines 
Projectes zurückerstattet wer- 
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Grundriss der Leichenhallen. 
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den, zu beziehen. Das Preisrichteramt für die ein 
gehenden Entwürfe haben übernommen, ausser zwei 
Mitgliedern des Kirchenvorstandes die Herren: Bau 
rath Professor Licht in Leipzig, Geh. Regierungsrath 
Professor Raschdorff in Berlin, Geh. Baurath Professor 
Dr. Wallot in Dresden. 
Entwürfe sind bis zum 30. September 1. J. an 
Herrn D. Buchwald, Pfarrer, Vorsitzender der Nord 
parochie in Leipzig, postfrei einzusenden. 
Rathhaus für Dresden. Die königliche 
Haupt- und Residenzstadt Dresden beabsichtigt, auf 
dem städtischen Areale zwischen Kreuzstr., Ringstr. 
und Schulgasse ein Rathhaue zu erbauen. Zur Er 
langung von geeigneten Entwürfen wird eine all 
gemeine Preisbewerbung unter den deutschen Archi 
tekten eröffnet. Es werden folgende Preise aus 
gesetzt: ein erster Preis von 10.000 Mk.; zwei zweite 
Preise von je 6000 Mk.; zwei dritte Preise von je 
3000 Mk. Ueberdies behält sich der Rath zu Dresden 
vor, zwei weitere Entwürfe zum Preise von je 1000 Mk. 
käuflich zu erwerben. Das Preisrichteramt haben 
übernommen die Herren: Oberbürgermeister Geh. 
Finanzrath a. D. Beutler, Stadtbaurath Bräter, Stadt 
verordneten - Vicevorsteher, Baumeister Hartwig, 
sämmtliche in Dresden, Stadtbaurath, königl. Baurath 
Ludwig Hoffmann in Berlin, Stadtbaurath, Baumeister Kaiser, Stadtverordneten- 
Vicevorsteher, Professor Dr. Lehmann, Bürgermeister Leupold, Stadtrath, kgl. 
Baurath Richter, Stadtverordneter, Baumeister Richter, sämmtliche in Dresden, 
Baurath, Professor Gabriel Seidl woMünchen, Stadtverordneten-Vorsteher, 
Rechtsanwalt Dr. Stöckel, kaiserl. Gf... Baurath, Professor Wallot, Geh. Hofrath, 
Prof. Karl Weissbach, sämmtliche in Dresden. Das städtische Hochbauamt 
ist mit der Ausarbeitung eines Entwurfs, welcher ausser Wettbewerb aus 
gestellt wird, amtlich beauftragt. 
Die Ausschreibungsbedingungen sammt Gründplanskizze sind durch 
unsere Stadthauptkanzlei (Rathhaus I. Obergeschoss) zu beziehen. Die Ent 
würfe sind bis zum 15. Februar 1901 an die Bauleitung des Johann Städter 
Krankenhauses, Drcsden-A., Trinitatisstrasse, portofrei einzuliefern. 
Zur Erlangung von Entwürfen für das Empfangs 
gebäude nebst Bahnsteighallen auf dem neuen Haupt 
bahnhofe in Hamburg wird ein Wettbewerb unter deutschen Architekten 
ausgeschrieben. Zur Uebernahme des Preisrichteramtes haben sich bereit 
erklärt die Herren: Geh. Baurath Caesar in Altona, Oberbaudirector Dr. Durm 
in Karlsruhe, Architekt Haller in Hamburg, Architekt Hauers in Hamburg. 
Oberbaudirector Hinckeldeyn in Berlin, Geh. Regierungsrath Professor Jakobs 
thal in Charlottenburg, Eisenbahndirections-Präsident Jungnickel in Altona, 
Bürgermeister Dr. Lehmann in Hamburg, Oberingenieur Meyer in Hambm g, 
Senator O’Swald in Hamburg, Regierungs- und Baurath Rüdell in Berlin, 
Ministerialdirector Schroeder in Berlin, Professor von Thiersch in München, 
Geh. Baurath Waldow in Dresden, Baudirector Zimmermann in Hamburg. 
Für die besten Entwürfe werden ein erster Preis von 12.000 Mk., ein zweiter 
Preis von 6000 Mk., zwei dritte Preise von je 3000 Mk. ausgesetzt. 
Das Programm und die zugehörigen Zeichnungen sind durch das 
Centralbureau der königl. Eisenbahndirection in Altona gegen portofreie 
Einsendung des Betrages von 3.— Mk. zu beziehen, der dem Concurrenten 
nach erfolgter Einreichung eines Entwurfs zurückerstattet wird. Der Ein 
lieferungstermin ist auf den 20. December d. J. festgesetzt. 
Wettbewerb für eine Oberrealschule in Römer Stadt. 
Die Stadtgemeinde Römerstadt schreibt eine Concurrenz aus für die Ver 
fassung von Planskizzen zum Bau einer Oberrealschule. Die drei besten 
Skizzen erhalten folgende Preise: erster Preis 
K 500, zweiter Preis K 300, dritter Preis K 200. 
Endtermin für die Ueberreichung der Planskizzen: 
15. August 1900. Nähere Auskünfte ertheilt das 
Bürgermeisteramt in Römerstadt. (W. Bauind.-Ztg.) 
Wettbewerb für einen Schulbau 
in Judenburg. Der Ortschulrath Judenburg 
hat in seiner Sitzung vom 6. Februar 1. J. be 
schlossen, behufs Erlangung von Plänen mit 
Kostenvoranschlägen für den Schulhausneubau in 
Judenburg eine Concurrenz mit dem Beifügen 
auszuschreiben, dass er hiefür drei Preise, und 
zwar je einen im Betrage von K 300, K 200 und 
K 100 aussetzt. Die Einreichungszeit endet mit 
31. August 1900. Die näheren Bedingungen, sowie 
die nöthigen Behelfe (Skizze des Bauplatzes) 
können vom Ortschulrathe Judenburg bezogen 
werden. (W. Bauind.-Ztg.) 
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Architekt Otto Schönthal in Wien. 
— 31 —
	        
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