7
unter Vernachlässigung der natürlichen Gegebenheiten ein
ornamentales Gestaltungsprinzip in Farben und Formen zur
Geltung zu bringen. Ein Hauptwesenszug aller islamischen
Kunst, die Einheitlichkeit, läßt sich gerade in diesem Zeit
abschnitt aus dem engen Zusammenhang der Miniaturen
mit dem figuralen Dekor von Glas und feramik erkennen.
Durch den M o n go 1 e n sturm, der neue Scharen östlicher
Völker nach dem Westen treibt, werden gegen Ende des
13. Jahrhunderts auch auf künstlerischem Gebiete neue
Kräfte wirksam. Aus China vor allem und aus dem
Zwischenland Turkestan strömen der Buchmalerei neue
Anregungen zu. Die Ausstellung besitzt aus dieser ungemein
interessanten Periode ein sehr bedeutendes Beispiel, die
1334 datierte Abschrift der Makamen des Hariri, in der
zwar nicht, wie in manchen anderen Handschriften, das
chinesische Element, wohl aber das zentralasiatische Form
gefühl, vor allem in der Komposition, zu erkennen ist. Hier
erscheint nun zum ersten Male, vielleicht auf altpersischer
Grundlage, jener Bildaufbau, der für die Malerei der Folge
zeit bestimmend wird: die Figuren sind nicht mehr auf einer
gemeinsamen Standfläche angeordnet, sondern über die
ganze Bildfläche verteilt, die aber keine tiefenräumliche
Ausdeutung erfährt, was besonders bei den frühen Bei
spielen deutlich wird.
Im Jahre 1387 kam Persien unter die Herrschaft des Mon
golen Timur, der ursprünglich Stammesfürst von Kesch in
Turkestan war und innerhalb weniger Jahrzehnte ein Reich
gründete, das von der Mongolei bis zum Euphrat, von der
Wolga bis nach Delhi reichte. Der politische und kulturelle
Mittelpunkt dieses ungeheuren Reiches war Persien. In der
Hauptstadt Samarkand und später in Herat, wo eine .Maler
akademie gegründet wird, gelangt auch die Buchmalerei zu
außerordentlich hoher Blüte. Es entsteht ein einheitlicher
Stil, in dem nicht nur alle bisher wirksamen Kräfte ver
einigt, sondern auch immer wieder neu zuströmende östliche
Einflüsse aufgenommen werden; aber auch die alten Kräfte
Irans gelangen zu höherer Geltung als ln den vergangenen
Jahrhunderten. Das landschaftliche Element, das schon in