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Die Bereitung des Weines.
Von Prof. Dr. J. Kessler.
Einleitung.
Es dürfte bei keinem Industriezweig schwerer sein, im grossen Gan
zen einen Fortschritt in der Quantität und Qualität des Productes nach
zuweisen , als beim Wein. Beschaffenheit und Lage des Bodens sowie
Witterungsverhältnisse während des Wachsthums der Bebe, der Reife
der Frucht und während des Herbstens haben gewöhnlich grösseren
Einfluss auf Quantität und Qualität des letzteren, als die Behandlung
des Rebfeldes und des Weines.
Varro giebt von den römischen Rebbergen an, dass auf dem Joch
(jugerum) Landes 10 ja 15 Culei Wein erzeugt worden seien, und erin
nert daran, dass nach Marcus Cato der Cäsar dem Volke diesseits Ari-
minium und jenseits Picenum Grundstücke anwies, die oftmals 10 Culei
Wein auf das Joch abwarfen. Columella sagt in seinem Commentar
zu dieser Stelle, dass dies früher unstreitig der Fall gewesen und dass
zu seiner Zeit eine Ernte von 8 Culei auf das Joch nichts Ungewöhn
liches sei!). Nach unseren Hohl- und Flächenmaassen entsprechen
8 Culei vom Joch 160, 10 Culei 200 und 15 Culei 300 Hl auf den Hectar.
Aehnliche Ernten erzielt man auch heute noch.
Aus dem Canton Genf in der Schweiz und dem Departement
de PHerault in Frankreich wird mir von zuverlässigen Weinproducen
ten mitgetheilt, dass nicht selten 250 ja 300 Hl Wein vom Hectar Reb-
feld erhalten werden. Im badischen Land (Markgräfler - Land und im
Breisgau bei Freiburg) kommt es, allerdings ausnahmsweise, vor, dass
ebenfalls 250 Hl Wein vom Hectar Rebfeld erzielt werden. Ein Erträg-
i) Varro, De re rustica I, 2, und Columella, De re rustica III, 3. Gesch.
d. Weine v. A. Hendersen 36.