VORWORT
V
D as Museum ist in einer durchgreifenden Neuauf
stellung begriffen. Der erste Abschnitt war ermög
licht durch die endlich im Frühjahr 19:28 erfolgte feuer
sichere Abmauerung der Sammlungssäle gegen die
Ausstellungsräume des neuen Hauses. Es wurde mit
den Abteilungen und Räumen begonnen, deren Neu
ordnung ohne Kosten bewerkstelligt werden konnte.
Bis zur baulichen Umänderung einer Reihe von Sälen
vtnd bis zur Bewilligung der anderen für die Weiter
führung unseres Programms erforderlichen Mittel be
finden sich also die Sammlungen des Museums teils in
ihrer alten Aufstellung, teils aber doch schon in solcher
Veränderung, daß die Herausgabe eines neuen Führers
notwendig geworden ist. Die alte Aufstellung war
hervorgegangen aus der materialistischen Systematik
des 1 g. Jahrhunderts, die rein nach stofflich-technischen
Gesichtspunkten geordnet hat; das kann viele Auf
schlüsse geben, aber wir finden heute in einer zeit
geschichtlichen Zusammenfassung der Dinge stärkere
Zusammenhänge und mehr geistige Verbundenheit als
in bloß stofflichen Aneinanderreihungen, bei der Stücke
aus verschiedenen Welten nebeneinander gesetzt sind.
Für eine kunstgeschichtliche Aufstellung der Bestände
ergaben sich eigenartige Verhältnisse. Manche Ab
teilungen sind überstark, gemessen an den anderen.
Solche Gruppen müssen sich bis zum allmählichen
Ausgleich beim Ausbau der Sammlungen vorläufig
mit einer schärferen Auswahl und einer geschichtlich
geordneteren Darstellung begnügen.
Die Säle des alten Hauses sind von Ferstel (1871) aus einem
klassischen Architekturgefühl, aus rein ästhetischem Be
dürfnis geschaffen worden; die Hallen des neuen Hauses
(1908), scheinbar aufs Praktische gerichtet, stehen an
Verwendbarkeit weit hinter den Sälen des alten Hauses
zurück; in diesem neuen Zweckbau ist der Zweck vom