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Volltext: Heinrich Freiherr von Ferstel

eigenen Kunstanschauungen, wie wir mit den seinigen. So fiel denn auch der Bau, 
wenn auch künstlerisch vielleicht nicht tadellos, namentlich in der Gestaltung des 
Daches, doch zu unserer vollen Befriedigung aus. Wenn etwas daran verfehlt ist, so 
ist es dasjenige, was der Künstler-Architekt der Autorität technischer Specialitäten 
zu überlassen pflegt, wie es auch hier geschehen — Beheizung und Ventilation: 
sie sind ganz misslungen. 
Aber der Bau hat mehr geleistet, als diejenigen zu befriedigen, welche in ihm 
zu arbeiten hatten. Die einfache, klare, praktische Disposition der Räume hat das 
österreichische Museum zu einem Musterbau gemacht, zum Modell eines kunstgewerb 
lichen Museums, das z. B. in dem neuen Gebäude des Berliner Kunstgewerbe-Museums 
ausdrücklich Nachahmung gefunden hat. In seinem Aeusseren zwar, in der farbigen 
Verbindung von Haustein und Ziegelbau, waren ihm die bahnbrechenden Gebäude 
Hansens, die protestantische Schule und der Heinrichshof, vorangegangen. Ohne 
Zweifel haben sie anregend und ermuthigend auf Ferstel gewirkt, wie er das selbst 
ebenso schön wie edel in seinem Abschiedsbriefe an den Freund und Kunstgenossen 
eingesteht. Anderes aber ist sein Eigen, die erste Anwendung der Sgrafitten und der 
Schmuck mit glasirten Terracottenmedaillons in Art von Luca della Robbia, beides 
Arbeiten, die von Künstlern des österreichischen Museums selber ausgeführt wurden. 
Insbesondere sind die Sgrafitten folgereich geworden. Der schöne, in der 
edelsten Ornamentik der Renaissance von Ferdinand Laufberger entworfene und 
ausgeführte Fries ist unzählige Male nachgeahmt worden. Der farbige und doch 
massvolle Effect, der sich so gut mit der Architektur verbindet, die verhältnissmässig 
leichte und doch dauerhafte Technik wirkten verlockend auf alle Architekten hier 
und in der Ferne, und Laufberger selbst, der mit seiner schönen Ornamentik und 
seinen anmuthigen Figuren ebenso wie mit dem richtigen, hier massgebenden Ver 
hältnis der schwarzen Zeichnung zum weissen Grunde den Ton angegeben, erhielt 
Aufträge ähnlicher Art von allen Seiten her. Die Nachahmer sind aber weiter ge 
gangen als er. Ganze Häuser sind in allen nur irgend vorhandenen Flächen mit Sgra 
fitten bedeckt worden, und als das Auge sich an solchen bisher unbekannten Anblick 
gewöhnt hatte, da folgten buntfarbige Bilder jeder Art, wie sie jetzt in München zu 
sehen sind, und wie sie allerdings auch die Alten wohl geliebt und geübt haben. 
Aber seine wahre und beste Kunst brachte der Meister des österreichischen 
Museums erst in dem Innern desselben zum Ausdruck. Wie im Aeussern, so legten 
freilich auch hier die vorhandenen Mittel eine grosse Beschränkung auf. Der Künst 
ler concentrirte daher, ausser einigen gelungenen Plafonddecorationen, wie in den 
Oberlichtsälen, Kraft und Mittel auf den Arkadenhof mit der sich an denselben
	        
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