sance vertieft; jedoch hat er dieselbe nur als sein ideales Vorbild angesehen, denn
eine unmittelbare Anwendung des italienischen Palastbaues auf die Universität war
schon aus inneren Gründen unmöglich, da diese Palastbauten von ganz anderen Vor
aussetzungen ausgehen und ausserdem die besten Arbeiten der italienischen Archi
tekten wohl im Entwurf vorliegen, in Wirklichkeit aber nicht zur Ausführung gekommen
sind. So sehen wir zum Beispiel, dass sich der Arkadenhof der Universität an die Bau
formen des Hofes im Palazzo Farnese anlehnt, welcher selbst wieder eine Nachbildung
des Marcellus-Theaters ist. Die Arkaden im Parterre sind in toscanisch-dorischer
Ordnung ausgeführt, während im ersten Stockwerk die jonische Ordnung herrscht.
Für die Bekleidung der Aussenfa^aden wurde der Grisignanostein, für die Fa^aden
der Höfe der Groisbacher-Stein gewählt. Der Grisignanostein ist wohl der edelste
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unter den Istrianer Steinen, welcher auch schon bei den alten Monumenten und
Sculpturen in Istrien und Venedig zur Anwendung gekommen ist und dessen Ver
halten gegenüber den Witterungseinflüssen genügend bekannt und erprobt ist.
Bei keinem Baue vielleicht zeigt sich die grosse künstlerische Gestaltungskraft
Ferstels und dessen eigenthümlicher Sinn für Schönheit und Harmonie, Vorzüge, die
doch durch alle Werke des Künstlers hindurchgehen, in so reichem Masse als bei dem
Baue der Wiener Universität. Der Etagenbau, die Arkaden, die Entwicklung der ver
schiedenen Räume, die Vestibules, Stiegenanlagen, Pavillons etc. vereinigen sich beim
Universitätsbau zu einem eigenartigen Kunstwerk, dessen Schönheit noch dadurch
gehoben wird, dass F erstel bei seinem Entwurf von der Ueberzeugung durchdrungen
war, dass gerade bei diesem Bau die strengen und reinen Formen der italienischen
Hochrenaissance viel mehr massgebend sein sollten als die nach malerischer Ent
wicklung hinstrebenden Formen der italienischen Spätrenaissance. Darum wird sich