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Aufnahmen und Vergrösserungsbilder wurden in ausgezeichneten Exem
plaren zur Anschauung gebracht.
Verhältnissmässig zahlreich waren die Vergrösserungen zur Ausstellung
gebracht, die einen Zweig der Photographie bilden, der sich in Wien einer
eifrigen Pflege, und zwar nicht blos zur Befriedigung des Localbedarfes
erfreut. Vorzugsweise interessant war das von Sebastianutti in Triest
in zwei Dimensionen ausgestellte Turnierbild, wovon eines in der Grösse
von 3' X 4Y2', das andere in der Grösse von i3" X 18" von derselben
Matrize hergestellt war. Wenngleich das grössere Bild geeignet war, auf
die Mehrzahi der Besucher als eine ungewöhnliche Erscheinung Eindruck
zu machen, so war doch das kleinere, bei welchem die Retouche nicht
eine so bedeutende Rolle spielte wie bei dem grösseren, wegen seiner
gleichmässigen Schärfe in allen Details und wegen der Harmonie der
Töne für den Fachmann von grossem Interesse. Die anderen Vergrösse
rungen dieses Ausstellers, sowie alle seine Leistungen gaben Zeugniss von
künstlerischer Auffassung und einer ausgezeichneten Technik. Von In
teresse für Maler waren die auf Malerleinwand hergestellten Photogra
phien, welche bestimmt sind, mit Oelfarbe übermalt zu werden. Während
andere Photographen bei ähnlichen Versuchen einen mehr oder weniger
starken Ueberzug z. B. aus Permanentweiss und einem Bindemittel auf
tragen, der als Grundlage für das photographirte und zu übermalende
Bild dienen soll, stellt Sebastianutti die Photographie unmittelbar auf
der Leinwand dar.
Die Vergrösserungen und anderen Bilder Dr. Szekely’s zeichneten
sich, wie man es besonders bei den Portraiten bekannter Schauspieler
beobachten konnte, durch treffliche Wiedergabe des Charakters der Dar
steller, entsprechendes Arrangement und treffliche Ausführung aus.
Durch grosse Naturwahrheit und höchst effectvolle Beleuchtung fes
selten Luckhart’s Vergrösserungs-Portraits des Pianisten Franz Liszt,
sowie die daneben befindlichen kleineren Damenköpfe.
Löwy, welcher bei dieser Ausstellung vorzugsweise in anderen
Richtungen glücklich debutirte, brachte einige sogenannte Schattenbilder
von schöner Wirkung.
Die Vergrösserungsbilder von Schrank & Massak, insbesondere
das Portrait des Professors Schleiden, zeichneten sich durch richtige
Auffassung und treffliche Technik aus und Hessen die Vortheile der Her
stellung solcher Bilder auf Albuminpapier gegenüber den bei weitem
häufiger hergestellten Vergrösserungen auf Salz- oder Arrow-root-Papier
erkennen.
Sehr sorgfältig retouchirt waren die Bilder aus dem Atelier Adele
und beinahe möchten wir aussprechen, dass bei folgenden Ausstellungen
die Objecte dieser Firma nicht in so hohem Masse Proben von der
Geschicklichkeit des Retoucheurs liefern sollten. Unter den zahlreichen
schön ausgeführten Köpfen heben wir hier insbesondere den für photogra-