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Volltext: Die Ausstellung oesterreichischer Kunstgewerbe 4. November 1871 - 4. Februar 1872

Das bei uns wahrnehmbare Zurückbleiben der Photographie hin 
sichtlich der Reproduction von Oelgemälden dürfte vorzugsweise durch die 
eigentümlichen Verhältnisse bedingt sein, welche hinsichtlich der Ausübung 
der Photographie in unseren bedeutendsten Galerien noch zu bestehen 
scheinen. Durch dieselben fehlt der Sporn zu solchen Arbeiten, indem 
es nicht möglich ist, jene Bilder photographisch zu vervielfältigen, hin 
sichtlich welcher mit Sicherheit auf Absatz gerechnet werden könnte. 
Wir müssen auch sehr bedauern, dass die angeblich ein Monopol für Auf 
nahmen in der Belvedere-Galerie besitzende Firma nicht zu bewegen war, 
die in jüngster Zeit gemachten Aufnahmen Holbein’scher Gemälde aus 
zustellen. 
Auch die Anwendung der Photographie für naturwissenschaftliche 
Studien fand mehrere Vertreter. Hieher gehören die reiche Sammlung 
von ausgezeichneten Abbildungen der Cuppressineen Gattungen des Hof- 
gärten-Directors Antoine und die trefflichen mit dem Mikroskop bei 
Drummond schem Lichte erzeugten Abbildungen von anatomischen Präpa 
raten, von Theilen einzelner Medicinalpflanzen, welche Carl Haack lieferte. 
Wer die Schwierigkeiten kennt, welche bei der Aufnahme grüner Pflan 
zen dem Photographen begegnen, wird die Schärfe und Modulation in 
den Bildern Antoine’s bewundern müssen. Nicht minder wird der 
Kenner den mikroskopischen Aufnahmen Haack’s wegen der Ausdauer, 
die bei solchen, nur für ein begrenztes Publicum bestimmten Arbeiten 
nothwendig ist, sowie wegen der scharfen Zeichnung die grösste Anerken 
nung zollen. 
Es wäre zu wünschen, dass bei uns die Verwendung der Photo 
graphie für Unterrichtszwecke eine grössere Berücksichtigung fände, ins 
besondere würden wir empfehlen die Darstellung von Transparentbildern 
für die Laterna magica eifrig zu pflegen, indem dieselben ein treffliches 
Illustrationsmittel für Vorlesungen sind und es ermöglichen, die mannig 
fachsten Objecte in kurzer Zeit für ein grösseres Auditorium zur An 
schauung zu bringen. In Amerika und England sind solche Bilder bereits 
ein allgemein verbreitetes Lehrmittel geworden. 
Aus dieser Schilderung dürfte jeder Leser, sowie der aufmerksame 
Beobachter der Ausstellung entnehmen, dass auf dem Gebiete des Druckes 
oder vielmehr des Copirens mit Silberpräparaten in der Ausstellung so 
ziemlich alle Anwendungen der Photographie, ja einige sogar glänzend 
vertreten waren. 
Wenden wir nunmehr unsern Blick jenen Zweigen der Photographie 
zu, deren Streben dahin geht, Copien herzustellen, die nicht jenen Ver 
änderungen unterworfen sind, wie die gewöhnlichen mit Silberverbin 
dungen erzeugten Bilder, so müssen wir im Allgemeinen mit Bedauern 
constatiren, dass nach unserem Ermessen diese Zweige bei uns, wenn 
gleich einige Berücksichtigung, doch noch nicht jene Pflege und Verbrei 
tung gefunden haben, welche selbe nach ihrer Bedeutung verdienen. Die
	        
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