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Volltext: Die Ausstellung oesterreichischer Kunstgewerbe 4. November 1871 - 4. Februar 1872

Dass es ausserdem noch innere Schwierigkeiten gab und gibt, welche 
der Ausstellung kirchlicher Einrichtungsgegenstände entgegenstehen, darf 
nicht verhehlt werden. Zum Theil liegt dies in der Natur der kirchlichen 
Gegenstände selbst. Sobald dieselben consecrirt sind, entrücken sie sich, 
nach den Vorschriften des katholischen Ritus, der Berührung mit der 
Laienwelt, und werden als heilige Objecte behandelt. Gegenstände solcher 
Art können nur vor der Consecrirung und in der Regel nur auf kurze 
Zeit ausgestellt werden, da sie meist in dem Augenblicke fertig werden, 
in dem sie gebraucht werden. Sie konnten auf dieser Ausstellung nicht 
erscheinen; hoffen wir denselben auf der permanenten kunstgewerblichen 
Ausstellung des Museums zu begegnen, wo sie auch auf sehr kurze Zeit 
ausgestellt werden können. 
Aber bei gewissen der kirchlichen Kunst nahestehenden Kreisen 
herrscht eine ordentliche Scheu, mit den Leistungen für kirchliche Kunst 
den Boden der Oeffentlichkeit zu betreten — ob aus Demuth oder aus 
Hochmuth, aus Furcht oder sonst einem Gefühle, wer weiss es?, wer 
kann es beurtheilen?— Nutzen schaffen diese Künstler nicht; sie entfrem 
den dadurch das Publicum dem ganzen Ideenkreise, den sie vertreten. 
Da handelt der Altmeister auf diesem Gebiete, Führich, ganz anders; 
er scheut gar nicht, im »Oesterr. Kunstvereine« zu erscheinen; er erweist 
mit diesem muth- oder bewusstvollen Auftreten der Kirche und der Kunst 
einen viel grossem Dienst, als alle jene, die scheu sich vor der Oeffent 
lichkeit zurückziehen. 
Die katholische Kirche und die Kunst, die ihr dient, ist gross ge 
worden im Lichte der Oeffentlichkeit. Die kirchliche Kunst ist keine 
Kunst für Conventikel, Geheimvereine, blos sogenannte eingeweihte Kreise; 
sie gehört dem Volke an, wie die Kirche sich dem Volke zuwendet. Wenn 
die Klosterfrauen von Döbling nicht direct ausstellen, so versteht sich das 
von selbst; wenn • aber Laienkünstler oder Besteller sich zurückziehen, 
so hat dies gerade der katholischen Kirche gegenüber keinen Sinn. Wir 
sind daher dem Erzbischof von Wien, dem einzigen Kirchenfürsten, der 
durch Werke, die er angeregt hat, auf der Ausstellung vertreten ist, zum 
Danke verpflichtet, dass er mit Arbeiten, die für die Stefanskirche oder 
die Votivkirche bestimmt sind, insbesonders den herrlichen, von den 
Schwestern zum armen Kinde Jesu mit wunderbarer Geschicklich 
keit gestickten Messgewändern auf der Museumsausstellung vertreten ist. 
Trotzdem, dass keine specielle kirchliche Abtheilung geschaffen wer 
den konnte, so ist doch die Zahl der Gegenstände, welche für die Kirche 
bestimmt sind, keine geringe; fast ausnahmslos zeigen dieselben ein Bestre 
ben nach stylvoller Durchbildung, charaktervoller Wahrung des Stoffes, 
in dem sie gearbeitet, des Gegenstandes, den sie darstellen. Dieselben 
bilden in allen Abtheilungen Zierden der Ausstellung. 
Die Kronländcr sind in dieser Abtheilung zahlreich vertreten, ein 
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