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Inzersdorfer Z i egel - T er raco tt afabrik, auf die ihrer farbigen De-
coration halber einzugehen, schon speciell Gelegenheit genommen werden
musste — denn diese bildet einen Glanzpunkt der Ausstellung; ferner die
Ausstellung der Terracotta- und Thonwaarenfabrik des Herrn V. Brause
wetter in Wagram, und die Zinkgesimse, ausgeführt in der Gesimsorna-
mentenfabrik von Fr. Manoschek in Wien. Die Arbeiten des Herrn Ma-
noschek sind sehr präcis und ganz gelungen in der technischen Durch
führung. Die Arbeiten des Herrn Brausewetter empfehlen sich durch eine
sehr solide Fabricationsweise und grosse Billigkeit. Fachkenner behaupten,
dass sie ihrer Haltbarkeit und Solidität wegen französischen Erzeugnissen
ähnlicher Art bei weitem vorzuziehen sind. Bemerkenswerth ist auch der
Versuch, Glasurfarbe mit dem Thonornament in Verbindung zu bringen.
Auf dem Gebiete der Glasindustrie ist Herr L. Lobmeyr das, was
Herr Ed. v. Haas für die Webindustrie — ein Mann der intelligenten
Reform, der hervorragendste Vertreter der künstlerischen Seite der Glas
raffinerie weit über die Gränzen Oesterreichs hinaus. Auch er beherrscht
die Mode und das Publicum.
Keiner dieser Fabrikanten hat dadurch verloren, dass sie zur rechten
Zeit in die Bahn des Fortschrittes einzutreten verstanden haben.
Bei vielen österr. Grossindustriellen signalisirt die Ausstellung eine
entschiedene Wendung zum Bessern, so insbesondere die in ihrer Art
ganz eminente Ausstellung von Aug. Klein; die Referenten der Fach
gruppen für die Bronzeindustrie, für Weberei, Glas- und Porcellanfabrica-
tion, für Chromolithographie u. s. f. waren mehr als Einen Grossin
dustriellen oder Fabrikanten zu nennen in der Lage, der sich bestimmt
gefunden hat, die hergebrachten Gleise zu verlassen und neue Bahnen
zu betreten.
Nicht wenige Kunstgewerbe, die auf einen En-gros-Betrieb ein
gerichtet sind, stehen in einem in der Natur der Sache begründeten Ab-
hängigkeitsverhältniss von jenen Fabriken, in denen, sei es das Rohmate
rial oder die rohe Form erzeugt wird. So ist die Spitzenfabrication von
der des Zwirnes, die Glasraffinerie von den Glasfabriken und so fort ab
hängig. Wo beider Factoren Zusammenwirken, wo die Vorzüglichkeit des
Materiales mit der Ausbildung der Kunstform gleichen Schritt hält, da
ist auch das kunstindustrielle Product ein ganz vorzügliches. In hervor
ragendem Masse zeigt sich das in der Lobmeyr’schen Glasausstellung,
welche zugleich eine Ausstellung der Glashütte von Meyr’s Neffe zu
Adolf im Böhmerwalde ist. Dort wird ein Glas erzeugt, welches auf allen
Weltausstellungen mit dem ersten Preise ausgezeichnet, dem Zeichner,
dem Glasschleifer ermöglicht, das schöne Materiale auch zur vollen Geltung
zu bringen. Von welcher Bedeutung ein intelligent geleiteter Fabriksbetrieb
im Grossen ist, zeigen die Fabricate von Meyr’s Neffe, wenn man die
Sorgfalt in Behandlung der Details aufmerksam betrachtet.
Auch J. Schreiber’s Neffen sind als Glasfabrikanten Grossindu-