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Volltext: Die Ausstellung oesterreichischer Kunstgewerbe 4. November 1871 - 4. Februar 1872

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Geschmacksbildung des Publicums speculiren, aber sie vergessen oder be 
denken nicht, dass die Geschmacksbildung in einem grossen Wandel 
begriffen ist. Die Geschmacksbildung ist in raschem Wachsen und breitet 
sich weiter und weiter. Viele, die bisher von den Leistungen dieser Art 
Industrie entzückt waren, wenden ihr bereits verächtlich den Rücken; 
sie finden zahllos Nachfolge und die Zeit ist nicht fern, wo auch die 
Massen verschmähen werden, was sie noch heute anbeten. Alsdann sind 
mittlerweile andere Fabriken, welche klug dem Zuge der Zeit gefolgt 
sind, zuvorgekommen, haben Ehre und Terrain erobert, während jenen, 
wenn sie umkehren wollen, das »Zu spät« entgegengerufen wird. 
E. 
XXVI. 
Schlusswort. 
(Die Lücke auf der Ausstellung. — Gewerbe - Institut [Athenäum]. — Ein Wort an das 
Publicum.) 
Die Aufgabe eines Berichtes über die Musealausstellung würde ein 
seitig aufgefasst sein, machte derselbe nicht auf die Lücken aufmerksam, 
welche auf derselben hervorgetreten sind. 
Diese Lücken sind verschiedener Natur und machten sich theilweise 
auf Gebieten bemerkbar, welche nicht, im engsten Sinne des Wortes, in 
den Kreis der Ausstellung des Museums gehören, und mehr die rein 
technologische und mechanische Seite der Kunstgewerbe, als die künst 
lerische berühren. 
Untersucht man nämlich die ausgestellten Objecte nicht vom Stand 
punkte des Geschmackes, sondern von dem der technischen Fertigkeit, so 
sieht man ganz deutlich, dass in unserem Gewerbeleben und in unserer 
Gewerbebildung eine grosse Lücke vorhanden ist. Ein grosser Theil un 
serer Industriellen, besonders die Kleingewerbe, sind wenig vertraut mit 
den Fortschritten auf dem Gebiete der Technologie. Sie behelfen sich 
mit theilweise veralteten Maschinen und Werkzeugen, und benützen die 
Fortschritte der modernen Technik nicht in dem Masse, als es zu wün 
schen wäre. Auch hat man manche Ursache, über Mangel an Präcision 
in der Ausführung zu klagen. Stücke, welche in dieser Beziehung allen 
Anforderungen genügen, sind nicht gerade sehr häufig zu finden. 
Unter diesen Umständen wird man es sehr begreiflich finden, dass 
das Oesterr. Museum das Inslebentreten eines Gewerbe-Institutes freudig 
begrüsst, welches sich zur Aufgabe setzt, diese Lücken in dem Gewerbe 
leben Wiens speciell in einer würdigen Weise auszufüllen. Mehrmals 
wurden bereits Anläufe genommen, ein solches, insbesondere für die Hebung 
der Kleingewerbe bestimmtes Institut zu gründen. Von Seite des nieder 
österreichischen Gewerbevereines und der Handels- und Gewerbekammer 
für Niederösterreich wurden bereits mehrmals nach dieser Richtung hin 
fl
	        
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