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Volltext: Die Ausstellung oesterreichischer Kunstgewerbe 4. November 1871 - 4. Februar 1872

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Zunahme der Leistungsfähigkeit der österreichischen Kunstindustrie, von 
der wachsenden Einsicht in die Bedingungen ihres Gedeihens und ihres 
Fortschrittes; —- das Gelingen der Ausstellung selbst ist ein glänzender 
Sieg über den Pessimismus und die Negation der Gegenwart. 
Dieser Fall hat wieder deutlich gezeigt, wie nothwendig es ist, das 
Bessere zu wollen, die gewonnene Ueberzeugung mit Entschiedenheit fest 
zuhalten, um auch der Theilnahme und des Beifalles Aller Jener versichert 
zu sein, die an der siegreichen Macht der Ideen festhalten, die des Glau 
bens sind, man müsse sich auch nicht durch widrige Zeitverhältnisse an 
dem irre machen lassen, was man einmal für das Richtige und das An- 
strebenswerthe auf dem Gebiete der Kunst und Kunstindustrie hält. 
Sobald es in den betheiligten Kreisen bekannt wurde, dass sich keiner 
von den leitenden Persönlichkeiten des Oesterr. Museums in der Organi- 
sirung und Durchführung der kunstgewerblichen Musterausstellung irre 
machen lässt, haben sich zahlreiche Künstler und Industrielle, Handwerker 
und Fabriksbesitzer bestimmt gefühlt, sich diesen Bestrebungen des Mu 
seums auf das engste auzuschliessen und nichts zu versäumen, was den 
Erfolg der Ausstellung vaterländischer Kunstindustrie sichern könnte. Denn 
das fühlten wohl die Besseren und die Denkenden unter den Ausstellern, 
dass ihr einzelnes Durchgreifen der Sieg der österreichischen Kunstindustrie 
in der öffentlichen Meinung, ihre Niederlage auch eine Niederlage der 
ganzen Industrie sein würde. Und in der Wahrheit ist der glanzvolle 
Erfolg dieser Ausstellung in erster Linie allen jenen hochbegabten und 
muthvollen Producenten zu danken, die von dem ersten Augenblicke an 
entschlossen, sich an der Ausstellung zu betheiligen, auch nichts versäumt 
haben, um der Österreich. Kunstindustrie einen ehrenvollen Sieg zu sichern. 
Von ganz unberechenbarem Vortheile aber war es gewesen, dass der 
Kaiser gleich beim Beginne der Ausstellungsvorbereitungen, durch Zu- 
weisen einer Summe von 5o.ooo fl. die Möglichkeit geboten hat, Werke 
exceptioneller Art zu schaffen, Aufgaben zur Lösung zu bringen, die über 
das Mass der gewöhnlichen Anforderungen hinaussteigen, und Gelegenheit 
bieten, einen Höhepunkt der Leistungsfähigkeit zu erreichen. Diese Kunst 
objecte, welche auf diesem Wege geschaffen wurden, bilden, sozusagen, 
den Gradmesser für die Leistungsfähigkeit unserer Kunstindustrie, und 
werden gewiss für lange Zeit hinaus als epochemachende Erzeugnisse 
unserer Künstler und Industriellen ihren selbstständigen Werth behalten. 
E. 
II. 
Die Plastik. 
(Kundtmann, Melmtzky, Rösner. — Antikisirende und naturalistische Richtung. - Pokorny, 
Oppelt. — O. König und seine Schule. — Grödener Holzschnitzkunst. — Marmortechnik, 
Francini, C. Vanni, Ohrfandl, Baron Löwenstern.) 
Die Kunstindustrie hat zu allen Zeiten sowohl mit der grossen Plastik 
b ühlung erhalten, als auch selbstständigen Talenten Gelegenheit geboten,
	        
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