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Volltext: Die Ausstellung oesterreichischer Kunstgewerbe 4. November 1871 - 4. Februar 1872

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mann, Seitz, Tappeiner, Raimayer, Steger und die Ciseleure 
Mayer und Schwarz. 
Ein Künstler von feiner Begabung ist der Bildhauer Johann Benk, 
ein Zögling der Wiener Akademie, der sich später im Atelier Hähnel’s 
weiter ausgebildet und. dort seine Richtung erhalten hat. Die von ihm 
ausgestellte kleine Gruppe, Maria mit Christus und Johannes, lässt in der 
Bronzeausführung die Wirkung des Originales nicht zur Geltung kommen, 
dagegen befindet sich in dem X. Saale eine Zeichnung von Benk, Entwurf 
für eine Fruchtschale »Wein, Liebe und Gesang«, die in der Anordnung 
wie in der Durchführung mit zu dem Besten gehört, was auf der Aus 
stellung sich vorfindet, und wohl verdiente zur Ausführung gebracht zu 
werden. 
In Verbindung mit Kunsttischlerei sind noch einige plastische Ar 
beiten von Josef Leimer und A. Heinz in Wien und Josef Unters- 
b erg er in Gmunden zu erwähnen, von denen die des letzteren ein bes 
seres Streben, die beiden ersteren eine nicht gewöhnliche Gewandtheit in 
der Holzplastik zeigen. Eine gleiche Anerkennung verdienen die Holz 
reliefs von Laubheimer. 
Wie es bezeichnend ist, dass trotz der enorm zahlreichen Aufgaben, 
die seit dem Beginne der Stadterweiterung Wiens der grossen figuralen 
Plastik zugefallen sind, bei dem Mangel an Schule und an Verständniss 
bei Bestellung von plastischen W'erken, es doch zu keiner recht gedeih 
lichen Entfaltung der Plastik Wiens hat kommen können, ebenso charak 
teristisch ist es, dass auch auf der Musealausstellung kein einziges plasti 
sches Kunstwerk kirchlicher Art von Bedeutung zur Ausstellung gekommen 
ist, während wir doch auf dem Gebiete der Stickerei und Weberei für 
kirchliche Zwecke ganz ausgezeichnete Arbeiten vorfinden. W’ieviel es bei 
solchen Dingen auf die richtige Leitung und einen verständnisvollen 
Willen ankömmt, das sieht man an der glänzenden ornamentalen Plastik, 
welche im Innern des Neubaues des Museums zur Aufführung gekommen 
ist. Beklagenswerth bleibt es jedenfalls, dass der grossen Plastik so wenig 
Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dass sie unter diesen Umständen auf der 
Musealausstellung nicht zur Geltung kommen konnte, ist begreiflich. 
* 
Eine in gewisser Beziehung exceptionelle Stellung nehmen die pla 
stischen Arbeiten ein, welche durch den verdienstvollen Herrn Purger 
aus dem Grödnerthale eingeschickt wurden, insbesondere ein grosses 
Crucifix und eine fast lebensgrosse heilige Maria. Es ist bekannt, dass seit 
längerer Zeit schon im Grödnerthale die Holzschnitzkunst als eine Haus 
industrie betrieben wird und dass sämmtliche Bewohner dieses Thaies, 
männlichen und weiblichen Geschlechtes, sich von Kindesbeinen an mit 
Holzschnitzeln, Bemalen und Vergolden von Figuren beschäftigen. Diese 
Figuren auf der Ausstellung bilden den Höhepunkt der Kunst im Gröd 
nerthale. Von den Statuen angefangen, die für Dorfkirchen bestimmt
	        
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