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Volltext: Die Ausstellung oesterreichischer Kunstgewerbe 4. November 1871 - 4. Februar 1872

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die schöne Arbeit verdienen würde, weil ihre Contouren und inneren Linien 
bei dem niedern Relief selbstverständlich nur durch die in Folge der Er 
hebung entstehenden Schatten bemerkbar werden können, diese sehr leich 
ten Schatten aber durch die grossen tiefdunkeln Massen des schwarzen 
Kastens ringsum ganz verdrängt und erdrückt werden. Man sieht nur 
weisse Flecken im schwarzen Rahmen. 
Wie die eben besprochenen Arbeiten die Renaissance in bester Art 
repräsentiren, wahrhaft erfreuliche Erscheinungen im heutigen Kunstge 
werbe, so Überrascht ein anderes Werk dieser Technik durch schönes Ver 
ständnis der Gothik. Es ist ein wenige Zoll hohes Täfelchen, in seichtem 
Relief gearbeitet, der thronende Christus, von E. Pendl in Wien. Das 
flache Relief ist so meisterlich behandelt, dass alle seine Schönheiten, wel 
che von dem Masshalten in der Mache abhängen, zur klaren Geltung kommen. 
Auf dem beschränkten Raum weniger Quadratzoll ist soviel Reiz in der 
Detailbehandlung, so verständige Raumeintheilung und so ruhige Führung 
der Zeichnung zu schauen, dass das kleine Bildchen immer und immer 
wieder anzieht. Es schwebt die keusche, anspruchslose Schönheit der alten 
Kunstgebilde über ihm, deren Styl mit Liebe darin aufgenommen erscheint. 
Mit Ausnahme des etwas nazarenischen Christuskopfes athmet das Ganze 
den Geist einer Federzeichnung des i5. Jahrhunderts. 
Wir reihen hieran einige Worte über den Versuch einer Beinätzung 
mit Farbe ausgefüllt, an den Seitenflächen eines Kästchens von R. 
Sagmeister, eine Arbeit, die recht gefällig aussieht, Nachahmung und 
Weiterausbildung verdienen würde. Der alten Zeit war das Verfahren 
nicht unbekannt, daher der Künstler mit hug seine Zeichnung im Styl 
der deutschen Renaissance entworfen hat und Ornamente der Kleinmeister, 
auch die Sirenen vom Sebaldusgrabe zu Motiven erwählte. — Die ganze, 
hier besprochene Gruppe bietet lauter treffliche Früchte, erwachsen aus 
trefflichem, alten Samenkorne. Möchten sie gleichfalls wieder in diesem 
Geiste neue Keime und neue Früchte hervorrufen. I- 
VII. 
Rahmen für Bilder und Spiegel. 
(Aus dem Atelier Schmidt & Sugg. - Pichler. - Mächazka. Bühlmayer. - Aus dem 
Atelier Schönthaler. — Laubheimer. — Heinz. — Ulrich & Comp. — Völkl. — Trinkl. — 
Storck, Lobmeyr, Hanusch. — Kölbl & Threm. — Hauser, Spannbauer etc.) 
Es ist in diesen Blättern (Nr. 64 und 66) bereits so Treffendes über 
die Grenzen, welche bei dem Entwurf und bei der Anfeitigung von 
Rahmen einzuhalten sind, gesagt, dass uns kaum übrig bleibt, die vor 
liegende Abtheilung des Ausstellungsberichtes durch einige allgemeine 
Worte einzuleiten. Nur möge gestattet sein, darauf hinzuweisen, dass 
gleichwohl in jenen eingehenden Aufsätzen das Bild und der dasselbe um- 
schliessende Rahmen durchweg als Zimmerschmuck gedacht ist und die
	        
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