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Volltext: Die Ausstellung oesterreichischer Kunstgewerbe 4. November 1871 - 4. Februar 1872

gemäss bedeckt die Wände rings ein warmer grüner Wollstoff mit ein 
gewebten Mustern derselben Farbe, ihn umzieht eine gleichfarbige Bor 
düre mit schwarzer Musterung, eben nur geeignet die Bordüre abzuheben. 
Auf dem Boden liegt ein mehr dunkel gehaltener Teppich von leichter 
indischer Musterung; der Kamin ist von schwarzem Marmor; den Plafond 
bildet eine dunkle Balkendecke, in deren viereckige Vertiefungen Tapeten 
eingeklebt sind, mit Mustern, rosettenartig, schwarz auf blau, deren Motiv 
von der Holzintarsia hergenommen ist. Diese Decoration, die, nebenbei 
bemerkt, sich auch im zweiten Zimmer in anderer Gestaltung wiederholt, 
ist eine Neuerung, die wahrscheinlich viel Nachahmung und Verwendung 
finden wird. Zum Mobiliar des Zimmers ist schwarzes Holz gewählt und 
die Sessel sind mit dem gleichen Stoffe und entsprechender Bordüre wie 
die Wände überzogen. Dem Style nach schliesst sich das Mobiliar, Tisch, 
Sessel und Spiegel nebst Consoletisch den Renaissanceformen aus dem 
Anfänge des 17. Jahrhunderts an und diese einfachen, aber künstlerisch 
gediegenen Formen sind vollkommen der Sache gemäss. Ein orienta 
lischer Divan, der mit seiner weichen, naturgemässen Bildung sich überall 
einfügt, ergänzt die Ausstattung, sowie ein paar Copien nach Gemälden 
von Rubens und Rembrandt die Wände beleben. So ist der volle Ein 
druck einer ruhig ernsten, aber künstlerischen, edlen Haltung vollkommen 
gelungen. 
Einen Gegensatz dazu bildet das zweite Zimmer. Es ist Schlaf 
zimmer, Boudoir, also Damenzimmer. Hier passt nicht die ernste, ruhige 
Haltung in Formen und Farben. Die Bestimmung für die Dame ver 
langt grössere Heiterkeit und Lebendigkeit der Farben, mehr Weiche 
der Formen, mehr den Reiz der Eleganz. Demgemäss tritt hier Seide an 
Stelle der Wolle, ein lebhafteres, helleres Farbenspiel an die Stelle der 
Einfarbigkeit, Stickereien und vergoldetes Geräth sind am Platz und end 
lich ist mit vollem Recht dem Ganzen ein orientalisirender Charakter ver 
liehen. Die Wände sind mit weissem Seidenstoff überspannt, aber diesen 
Stoff überzieht ein feines, - farbenreiches Muster derart, dass der Effect 
niemals weiss, sondern der von einem farbigen Lüstre ist, einem Lüstre, 
welches wechselt, je nachdem das Auge sich zur Wand stellt. Dazu ge 
hört eine breite Bordüre in persischer Art, welche auch die Vorhänge, 
Portieren, den Behang der Sessel und den Divan umzieht. Diese Gegen 
stände alle sind im Stoff von blauem Atlas. Es geht schon aus ihrer Art 
hervor, dass bei ihnen Posamentier- und Tapezierarbeit, erstere von 
Drächsler, letztere von Schuh ausgeführt, eine grosse Rolle spielen. 
Das Bett steht auf einem prachtvollen, mosaikartig bunten Fellteppich 
von siebenbürgischer Arbeit, stylistisch ein durchaus mustergiltiges Stück 
seiner Art. Der Fussboden ist übrigens mit einem goldig schimmernden 
Teppich indischer Art belegt, während der Plafond in ähnlicher Weise 
beschaffen ist, wie der des Herrenzimmers, nur leichter, lichter, goldig 
und wie mit Elfenbein mosaikartig belegt. Der Effect ist ein äusserst glück-
	        
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