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sie haben aber das Gemeinsame, dass sie alle der stylisirenden Richtung
folgen. Modern sind sie nicht im Sinne der bisherigen Mode, sondern der
neuesten Geschmacksreform, welche durch kühnes Vorgehen die Mode
bereits an sich gefesselt hat. Vorwaltende Motive einer bestimmten Kunst
epoche sind schwer bei ihnen zu erkennen, der Gesammtcharakter ist
aber mehr derjenige der Renaissance, wenn wir ihn dem einer anderen
Fabrik, auf welche wir gleich zu sprechen kommen werden, der von
Giani, gegenüber stellen. Es sind auch verschiedene Künstler, welche die
Zeichnungen erfunden haben. Wir nennen ausser Hatzinger noch
Brunner, Costamagna, Drahan, Lieb und Rödel.
Einen ebenso eigenen, individuellen Charakter trägt die Fabrik von
Giani, welche der gleichen Gruppe angehört. Auch sie vertritt durchaus
die moderne Reform, ja sie war die erste bei uns, welche mit der Mode
brach und das Publicum nach sich zog. . Man erkennt bei Giani noch
leicht, auch' in den Geweben weltlicher Bestimmung, dass er seinen Aus
gang von der kirchlichen Kunst genommen hat, der er übrigens nicht
untreu geworden ist. Daher finden sich auf seinen Geweben zahlreiche
Motive mittelalterlicher Art und Herkunft, und diese sind es, die seiner
Fabrication ihren speciellen Charakter geben. Dass diese Muster für uns
heute sehr verwendbar sind, haben wir oft genug ausgesprochen. Zum
zweiten hat Giani zahlreiche orientalische Motive aufgenommen, theils
persischen, indischen, theils chinesisch-japanischen Ursprungs, soweit die
letztere Kunst regelmässige Ornamentation bietet, die sich für unsere
Zwecke verwenden lässt. Zum dritten kommen dann frei erfundene Mo
tive hinzu, die sich aber alle mehr oder weniger der einen oder der an
dern der erwähnten Richtungen anschliessen oder auch sich der Renais
sance nähern. Von dieser letzteren Art erwähnen wir ein vortreffliches
Muster, gezeichnet von Ferd. Lieb. Sonst finden wir Anton Riegler
als den Schöpfer zahlreicher Muster in der Exposition von Giani.
Wir erwähnen bei dieser Gruppe einer Anzahl trefflicher Kirchen
stoffe von Albert Kostner jun., die ebenfalls in mittelalterlicher Richtung
gehalten sind.
Eine dritte Gruppe bilden die beiden Fabriken von Cosmanos und
Neunkirchen. Wir nennen diese beiden insofern zusammen, als sie,
die eine wie die andere, keine eigene Richtung verfolgen, keinen indivi
duellen Charakter besitzen, sondern der laufenden und wechselnden Mode
folgen und damit beide vom französischen Geschmack sich abhängig zeigen.
Sonst sind die Erzeugnisse beider Fabriken sehr verschieden, denn die
eine, die Cosmanoser, arbeitet vorzugsweise für die Kleidung und stellt
sich damit ganz eigentlich unter die vergänglichste, mit der Saison wech
selnde Mode, während die Neunkirchner Fabrik vor allem für die Zimmer-
decoration, insbesondere für das Schlafzimmer, die Baumwollstoffe, Cre-
tone, Zitze u. s. w. fabricirt. Die erstere Fabrik, vielleicht im Gefühl,
dass ihre Arbeiten nicht als reine Producte der Kunstindustrie betrachtet