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Volltext: Die Ausstellung oesterreichischer Kunstgewerbe 4. November 1871 - 4. Februar 1872

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lungsreichste Bild in den vorhandenen Emailarbeiten. Dieselben umfassen 
den ornamentalen Styl der orientalischen Völker, der Chinesen, sie zeigen 
Nachahmungen des Romanisch-Gothischen, repräsentiren die Decoration dei 
Renaissance und Hochrenaissance, die Grisaillemalerei des 17. Jahih. s 
und die Barocke. Diesen Reichthum von Formen und Ornamenten, nicht 
minder so vielfaches technisches Verfahren, hat die neueste Kunstindustrie 
an der Hand alter Vorbilder dem Leben wiedergewonnen, ein beträcht 
licher Fortschritt, der evident wird, wenn wir uns erinnern, dass vor 
10—20 Jahren das Ganze der herabgekommenen Emaillirkunst darin be 
stand, mit Maleremail gewisse Juwelierarbeiten in schlechten Zierratmotiven 
um die natürliche Wirkung des Goldes und der Steine zu bringen. 
Von grosser Wichtigkeit sind die Versuche des galvanoplastischen 
Ateliers von Carl Haas in Wien, welche in Nachahmungen der chinesi 
schen Emaux cloisonnees, also derjenigen Schmelzarbeiten bestehen, deren 
Zeichnung durch aufgelöthete, feine Metalldrähte contouriit wild. Diese 
Arbeiten sind geeignet, das höchste Interesse zu ei regen. Mit grossen 
technischen und chemischen Kenntnissen, mit äusserstei Subtilität in dei 
Ausführung hergestellt, haben sie Anspruch auf unsere Anerkennung, im 
Besondern betrachtet als Leistungen eines modernen Ateliers in einem in 
Oesterreich noch gar nicht, selbst in Paris aber nicht mit vollkommenem 
Erfolg versuchten Genre der Imitation, verdient das Unternehmen das 
wärmste Lob; im Allgemeinen jedoch gewinnt man abermals die Ueber- 
zeugung, von welcher Bedeutung die durch Jahrtausende geübte Produc 
tion jener Völker in jedem Sinne ist, deren Geschicklichkeit zu erreichen 
unsere wissenschaftlichen Untersuchungen uns nicht helfen wollen. 
Prof. J. Storck hat den Entwurf zu einem Bibeleinband gefertigt, 
welcher mit Emails von dem geschickten Emailleur Chadt in Wien ver 
ziert wurde. Auch diese sowie die Bronzemontirung, welche in dem Eta 
blissement Aug. Klein ausgeführt wurde, sind nach der Zeichnung des 
Genannten vollendet und lässt an Reinheit und Klarheit dei Farben, 
welche zugleich äusserst harmonisch gestimmt und dem Glanze der Ver 
goldung in ihrem milden Schimmer entgegengestellt sind, nichts zu wün 
schen übrig. Die Technik ist jene des Grubenemails, die Flächen wurden 
ausgegraben und das Metall der Kupferplatte nur an den Stellen der 
Hauptumrisse stehen gelassen. Ich sage: an den Hauptcontouien, denn 
darin wich man von den alten romanischen Vorbildern ab, welche aller 
dings nur die nothwendigsten Innencontouren, aber sämmtliche dann auch 
durch die stehengebliebenen Theile der Platte gebildet haben. Diese 
durch die Technik mehr noch als durch den allgemeinen Geschmack jener 
primitiven Zeit gebotene Einfachheit verleiht den Kölner Emails aber auch 
ihren charakteristischen Styl und in logischer Folge gibt umgekehrt wieder 
das Anbringen vieler Innencontouren, noch mehr aber ihre Ausführung 
im Email selbst, nicht durch den stehengebliebenen Theil der Platte, 
ebenso auch dieser modernen Arbeit den ihrigen. Wir finden es bei Be-
	        
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