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Volltext: Die Ausstellung oesterreichischer Kunstgewerbe 4. November 1871 - 4. Februar 1872

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goldete Metall darstellen, die Gewänder etc. durch farbige Schmelzmasse 
und die Innencontouren wieder durch den stehengelassenen Grund 
geben, kommen häufig genug vor, wir haben schöne Proben davon im 
Schatze von St. Stephan zu Wien. 
Wir reihen daran einen eigenthümlichen Versuch desselben wackeren 
Emailleurs, der in technischer Beziehung nicht werthlos, in jeder andern 
Hinsicht aber arg verunglückt ist, so dass wir die fleissige Arbeit bedauern 
müssen, wo sie an unglücklich gewählter Aufgabe vergeudet erscheint. 
Der Künstler hat nämlich ein 19 Zoll hohes und i5 Zoll breites Madon 
nenbild auf vergoldetem Kupfergrund ganz in Email dargestellt und zwar 
im Style der altbyzantinischen Madonnenbilder, mit griechischen Schrift 
zeichen versehen etc. Etwas nützliches geht indessen doch vielleicht auch 
aus dieser Verirrung hervor. Vielleicht werden Manche, welche beim 
Künstler das Erwerben von kunstgeschichtlichen Kenntnissen für etwas 
überflüssiges und zeitraubendes hinzustellen gewohnt sind, doch anderer 
Meinung, wenn sie dieses Opus betrachten, in welchem also die Copie 
eines Kunstwerkes der Tafelmalerei, der Malerei mit kalten Farben, mit 
dem Pinsel, auf Kreidegrund, — ausgeführt ist in einer Technik, welche 
nie mit Werken des Pinsels concurriren kann und in der byzantinischen 
Kunst zu ganz andern Zwecken gedient hat. Ein wenig Belehrung über 
die Technik der griechischen Tafelmalerei einerseits, über die Anwendung 
von Email in der byzantinischen Goldschmiedekunst andererseits hätte den 
trefflichen und äusserst strebsamen Meister vor einer solchen Verirrung 
geschützt, Unterweisung, die gerade beim Eklekticismus des modernen 
Kunstgewerbes, woselbst aus allen Zeiten, Stylen und Techniken der bun 
testen Beschaffenheit, oft Ein einziges Kunstwerk zusammenge — stellt 
zu werden^'pflegt, den einzigen Schutz vor wilder Confusion bieten kann. 
Von gediegener Zeichnung sind die Emails, welche in ornamentirten 
Streifen die neuen Gascandelaber im Stiegenhause des Museums zieren. 
Obwohl nicht Bestandtheile der Ausstellung, erwähnen wir sie dennoch 
als gute Arbeiten von Chadt. Die Candelaber sind aus Tombak, mit dem 
Ensemble übereinstimmend natürlich im Renaissancestyl von Oberbaurath 
Ritter v. Ferstel entworfen. Die Idee, das Metall der Lichtträger mit 
Schmelzfarbe zu verzieren, ist jedoch Schöpfungen der gothischen, vor 
zugsweise der englisch-gothischen Periode entlehnt. Der vergoldete Metall 
grund der Ornamente hat einen sehr satten angenehmen Ton, ein glanz 
loses tiefes Goldgelb. Lobende Erwähnung verdienen ferner noch die 
Emailverzierungen an dem Bronzeluster des grünen Zimmers in der 
Haas’schen Exposition, welcher aus dem Atelier Han u sch hervorge 
gangen ist; ferner die am Ehrenbecher des Künstvereines für Böhmen in 
Prag, nach Zeichnung des Malers Fr. Wachsmann von Joh. Pavlansky 
daselbst ausgeführten Ornamente. 
Ratzersdorfer in Wien hat unter seinen ausgestellten Schmuck - 
und Toilettegeräthen kaum ein Stück, das nicht mit Emails reichlich aus- 
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