82
Am meisten Aufsehen haben aber auf der Ausstellung die Thon-
waarenfabrikanten aus Znaim mit ihren Geschirren und Fayencen gemacht.
Bekanntermassen gehören die Thonlager in der Umgebung von Znaim
zu den besten in der Monarchie, und versorgen seit längerer Zeit schon
einen grossen Theil des Österreichischen und ausserösterreichischen Ge
schirrmarktes mit ihren Producten. Das beste Kochgeschirr, welches
Oesterreich producirt, rührt von Znaim her. Was aber bisher von dort
geliefert wurde, war nur Mittelwaare für den gewöhnlichen Hausgebrauch.
Es wurde weder auf Verbesserung der Form, noch auf die Verschönerung
des Ornamentes ein besonderes Gewicht gelegt.
Es wurde dort auch, insbesondere von den HH. Slowak und Lauer,
eine Art von Bauerngeschirre gemacht, das meist in Oberösterreich seine
Verwendung fand und auf das man sonst kein besonderes Gewicht gelegt.
Erst seitdem vom österreichischen Museum vor zwei Jahren in Znaim eine
keramische Ausstellung gemacht wurde, hat man angefangen, dieser Art
von Geschirrproduction eine grössere Bedeutung beizulegen. Das Vorur-
theil, das man gegen die Haus- und Bauernindustrie hat, fängt nach und
nach an zu verschwinden. Man gewöhnt sich an, dieselbe als eine gesunde
und volksthümliche Basis zu betrachten, auf der man weiter fortarbeiten
kann. Auch unter den Geschirrfabrikanten selbst beginnen edlere Ge
sichtspunkte Platz zu greifen, und insbesondere zwei unter den Znaimer
Thonwaarenfabrikanten haben auf dieser Ausstellung schöne Erfolge er
rungen, die Herren Franz Slowak und Alois Klammerth. Der Beifall,
welchen ihre Waaren gefunden haben, wird für beide eine Aufforderung
sein, diese Vortheile weiter zu verfolgen und die Stimmung des Publicums
dauernd zu erhalten.
Will die Znaimer Thonwaarenfabrication ihre Position behaupten, so
muss sie ernsthaft bemüht sein, allen Anforderungen gerecht zu werden,
welche man in Beziehung auf Form und in Beziehung auf Ornamentik
stellen muss. Vor Allem wird es nothwendig sein, dass die Znaimer Com
mune dem Zeichen-Unterrichte in den Volksschulen eine besondere Auf
merksamkeit schenkt, damit die Arbeiter etwas besser vorgebildet zu den
Fabrikanten kommen, als es bisher der Fall ist. In dem Volksschulgesetze
ist zwar ohnedem der Zeichen-Unterricht als obligater Gegenstand vor
geschrieben, aber wie es scheint, existirt, wie anderwärts, so auch in
Znaim diese Verordnung mehr auf dem Papiere, als in der Wirklichkeit.
Wie die österreichischen Juristen der alten guten Zeit zu sagen pflegten,
dass die Verordnungen da sind, um umgangen zu werden, so gibt es jetzt
in der bösen neuen Zeit Landes- und Communal-Pädagogen, die, insbe-
sonders, wenn es sich um den Zeichenunterricht handelt, von der Ansicht
auszugehen scheinen, die Verordnungen im Volksschulwesen seien dazu
da, um sachte bei Seite geschoben zu werden. Zu unserem Vergnügen
hören wir, dass in diesem Momente die Znaimer Commune ernstliche