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Schritte thut, eine Gewerbezeichenschule, mit besonderer Rücksicht auf
die Thonindustrie, in das Leben zu rufen.
Dann ist es für Znaim auch nöthig, die keramischen Ausstellungen
jährlich zu wiederholen; es kann dies um so leichter thun, als es in
dieser Beziehung von Seite des österreichischen Museums auf die liberalste
Unterstützung rechnen kann.
So schön die Znaimer Erfolge an und für sich sind, so können die
selben doch nur als ein erster Schritt betrachtet werden, um das ganze
Gebiet der Keramik auf dem von der Natur so begünstigten Terraine von
Znaim nach allen Seiten hin weiter auszubilden. Thun dies die Bewohner
Znaims nicht selbst, so können sie sicher sein, dass über kurz oder lang
eine Actien-Gesellschaft sich aller dieser Vortheile bemächtigen wird, die
sie gegenwärtig noch allein in ihren Händen haben.
Herr Schleiss in Gmunden hatte gleichfalls eine nicht unbedeutende
Sammlung von Bauernfayencen ausgestellt, die in ihrer Art ganz gut
sind, aber weder im Materiale noch in der Glasur die Znaimer Thon-
waaren erreicht haben.
Die Fabrik von F rain (bei Znaim) hat gar nichts ausgestellt. Diese
Fabrik befindet sich schon seit Jahrzehenden im halben Verfalle. In den
Sammlungen des österreichischen Museums befinden sich sehr gute Stücke
aus dem Anfänge dieses Jahrhunderts — harte Thonwaaren in der Art
von der Wedgewoodwaare, die ganz gut ist und die heutigen Tages noch
Anwerth finden würde, wenn sie nur etwas rationell betrieben würde.
Auch in Oberösterreich gibt es noch hie und da Töpfer, die mit dem
Glasiren der Thonwaaren ganz gut umgehen können, aber selten Gelegen
heit finden, aus ihrem Dunkel hervorzutreten. ■ Die böhmischen Thon
waaren- und Fayence-Fabriken des vorigen Jahrhunderts haben gänzlich
aufgehört. Sie sind durch die in Deutschböhmen aufkommenden Porcellan-
fabriken von dem Markte verdrängt worden
Dass in der Volksindustrie der österreichischen Völker hie und da
noch gut glasirte, mit interessanten Ornamenten versehene Thonwaaren
erzeugt werden, sieht man am besten aus den slavonischen Thongeschir
ren, die Herr Felix Lay aus Essegg dem Museum zum Geschenke ge
macht hat. Auch in Wien kommen manchmal gute glasirte Thonöfen,
insbesondere aus der Fabrik des Herrn Bernhard Erndt vor; einer davon
ist in dem vom Atelier SchÖnthaler aufgesfellten Zimmer zu sehen,
sowie mehrere, sowohl weisse als farbige, in den Wohnräumen des Mu
seums aufgestellt sind. E.
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