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Volltext: Die Ausstellung oesterreichischer Kunstgewerbe 4. November 1871 - 4. Februar 1872

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zu verwenden; in Folge dessen ich von Seite des fürstl. Liechtenstein’schen 
Oberingenieurs v. Hampe aufgefordert wurde, diese bestimmten farbigen 
Emails herzustellen, um weiters an der Themenauer Ziegelei selbst die 
Emaillirung dieser Bedachungsziegel vornehmen zu können. 
Diese für mich unter den schwierigsten Verhältnissen unternommene 
Arbeit fand ihre Erledigung durch die bereits vor zwei Jahren vollendete 
Bedachung der Brigittenauer Kirche, — die entferntere Lage derselben 
entzog leider bisher dieses äusserst interessante Object einer allgemeinem 
Beachtung. Wenngleich Muster dieser farbig emaillirten Bedachungs 
ziegel nicht gut als Ausstellungsgegenstand zulässig waren, so glaube ich 
doch die Art und Weise der Herstellung, derselben vom chemisch-tech 
nischen Standpunkte aus erwähnen zu können, nachdem in dieser Rich 
tung Resultate erzielt wurden, welche in Bezug auf die Emailfarben 
technik im Allgemeinen von Bedeutung sind. 
Mich leitete bei Aufnahme dieser Arbeit, in Berücksichtigung der 
Beschaffenheit des mir zu Gebote stehenden Rohmateriales, der Gedanke, 
die Zusammensetzungen der farbigen Emails derart zu bewerkstelligen, 
dass dieselben in möglichst dünner Lage und bei vollkommener Vergla 
sung dem bereits gebrannten Thonkörper aufgeschmelzt würden. Um 
dies zu bewerkstelligen war bei genauer Kenntniss der chemischen Be 
schaffenheit des Thones unbedingt erforderlich, bezüglich des Aggregat 
zustandes der Farbenemails selbst, deren Zusammensetzung so zu com- 
biniren, dass diese gut auftragbar waren, indem die aus diesem Thone 
gebrannten Bedachungsziegel als solche eine vollkommen gesinterte Masse 
bilden, mithin Glasurflüssigkeit nur in höchst geringem Grade einsaugen, 
was allerdings bei der bedeutenden Härte dieses Materiales, welche dabei 
doch nicht glasartig ist, als eine vorzügliche Eigenschaft angesehen werden 
muss, hingegen die bisher üblichen Glasirmethoden ausschlossen. Ich 
fand die Lösung dieser Aufgabe in Anwendung strengflüssiger alkalifreier 
Bleiglascompositionen in Verbindung mit den betreffenden färbenden 
Metalloxyden und bindenden Thonerdesilicaten, als solche, welche auf dem 
Thonkörper selbst erst zum farbigen Emaile aufschmelzen. — Dadurch 
war die Möglichkeit geboten, dieselben als äusserst ductile Emailfarben 
körper gut auftragbar zu machen, während alle bisher verwendete, 
namentlich boraxhältige Schmelze im gepulverten Zustande als äusserst 
sulzige Massen für eine Fabrication im grösseren Massstabe mit dem 
Pinsel bei was immer für einem Bindemittel unauftragbar sind. Weiters 
wurde an der Themenauer Ziegelei selbst ein Emailschmelzofen erbaut, 
in welchem 3ooo Stück Bedachungsziegel bei einem Brande emaillirt 
werden konnten. 
Eine Anzahl dieser in allen Farben emaillirten Bedachungsziegel 
wurde im Herbste 1869 auf einem Lattengerüste am Dache des innern 
Hofraumes des fürstl. Liechstenstein’schen Orangeriehauses befestigt und 
erst im Frühjahre 1871 wieder abgenommen, um nach dieser Expositions-
	        
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