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rakterischer finden können. Ihr dunkles Colorit, aus schwarzem und
braunem Holze zusammengelegt, die kräftige Platte, die soliden, unten
verbundenen Beine mit ihren Kugeln, dazu die Löwenköpfe und Messing
ringe in ihrem Maule — sie repräsentiren völlig, was wir uns unter der
Solidität der Gemüthlichkeit, der Behaglichkeit der alten Wohnung vor
stellen, und doch geht ihnen eine gewisse Vornehmheit in ihrem Ernst
und ihrer Festigkeit nicht ab. Es ist eben keinerlei Schwindel dabei, der
heute mit Schnitzwerk und Figuren unter dem Tische sein Wesen treibt.
Bei der Einfachheit, bei der Leichtigkeit der Herstellung und also der
Billigkeit ist auf der ganzen Ausstellung kaum etwas, was sich so sehr
der directen Verwendung für moderne Zwecke empfiehlt. Ein anderer
Tisch des siebzehnten Jahrhunderts, welcher Beachtung verdient, ist Nr. 48,
Eigenthum des Herrn Weyden. Er ist interessant durch die alte, aus dem
Mittelalter überlieferte Construction, die sich noch heute im Bauernmobi
liar erhalten hat — leider nur in diesem! Ein Paar portugiesische Tische
aus der gleichen Zeit, die in merkwürdiger Weise ältere Motive mit denen
des siebzehnten Jahrhunderts vereinigen, Eigenthum des Herrn Bourgeois,
haben erst in den letzten Tagen willkommene Ergänzung gebracht, daher
sie noch nicht mit in den Katalog aufgenommen sind *).
Auch vom übrigen Hausrath birgt die Ausstellung noch manches
Stück, doch tritt es, weil vereinzelt, nicht so lehrreich und bedeutend
auf. Nur eine Anzahl Rahmen, sei es für Bilder, sei es für Spiegel, ver
dienen noch besondere Erwähnung. Das moderne Antiquariat verwechselt
sie oft und benützt für Spiegel, was einst Bilderrahmen war. Dies gilt
z. B. von dem interessanten Stück Nr. 164, Eigenthum der Frau v. Lit-
trow, nicht aber von dem reizenden Spiegel des Grafen Edmund Zichy
Nr. 148, bei welchem zwei Figuren, ein Herr und eine Dame in der ele
ganten Tracht von etwa i635, mit coquet graciöser Bewegung so ange
bracht sind, dass sie ihre liebenswürdige Erscheinung im Spiegel betrachten.
Auch das Rococo hat von Spiegeln eine Anzahl zur Ausstellung ge
liefert, meist kleinere Stücke mit capriciösem, keck und willkürlich her
ausspringendem Ornament, sämmtlich Eigenthum des Herrn v. Falbe.
Welchen Gegensatz bildet dazu der prächtige Rahmen des sechzehnten
Jahrhunderts aus der schönsten Venezianer Zeit, vollkommen angemessen,
ein Tizian’sches Portrait oder einen ernsten, dunklen Tintoretto in sich
zu fassen! Wir meinen Nr. i52, Eigenthum des Grafen Hoyos. Zwischen
diesem Ernste und der Ueberleichtigkeit des Rococo stehen in der Mitte
mit ihrem Charakter zwei mit Laub und zum Theile mit Figuren reich
geschnitzte Spiegelrahmen, Nr. 5g und 60, wohl niederländischen Ur
sprungs. Beide sind Eigenthum des Fürsten Johann von Liechtenstein.
Ein geschnitztes Weihbrunngefäss (Nr. 140, Eigenthum des Grafen Hoyos)
schliesst sich an Zierlichkeit und Schönheit ihnen an, obwohl es etwas
älter und italienischen Ursprungs ist.
*) Einer davon wurde für das Museum erworben.