22
II.
Die königlichen Museen.
Auf keinem Gebiete hat Berlin so große Fortschritte zu verzeichnen,
als auf dem der königlichen Museen; sie sind die reifste Frucht der
humanistischen Studien, welche seit einer Reihe von Jahrzehnten in Berlin
sorgfältig gepflegt wurden. Der Fortschritt liegt ebenso sehr in der ganzen
Organisation der Museen, als in der großen Bereicherung, welche die
Sammlungen in den letzten Jahren erfahren haben. Die Organisation
und die Erwerbungen der Museen stehen in enger Verbindung. Jeder
Fortschritt auf dem Gebiete des Musealwesens beruht auf der Erkenntniss
der Zielpunkte, welche den Museen gestellt werden; von diesen hängt
die Organisation derselben ab. Die Erwerbungen sind oft von dem Zu
sammentreffen verschiedener äußerer Umstände abhängig. Die Zielpunkte
hingegen, welche den Museen gestellt werden, hängen aber einzig und
allein von der Einsicht und der Willenskraft Jener ab, welche die Museen
zu leiten berufen sind. Die gegenwärtige Organisation ist der Hauptsache
nach ein Werk des Geheimrathes Richard Schöne, eines in der ge
lehrten Welt hochgeachteten Archäologen, der sich in jüngeren Jahren
außer mit archäologischen Studien auch mit Kunstübungen praktisch be-
thätigt hat. Nicht immer waren der Entwickelung der Museen Berlins die
äußeren Umstände so günstig, als die gegenwärtigen. Durch eine Reihe
von Jahren war in den maßgebenden Kreisen die Idee vorwaltend, es
müsse die Leitung der Museen einer mit diplomatischen Geschäften ver
trauten Persönlichkeit übergeben werden. Man dachte in den Zeiten von
Olfers und Usedom auf diese Weise am besten die Verbindung mit dem
Auslande und dem Hofe gewahrt, — auch meinte man, dass die in der
Natur der Sache gelegenen Reibungen zwischen den verschiedenen Ab
theilungsvorständen der Museen am besten vermieden werden, wenn ein
Diplomat an die Spitze der königlichen Museen gestellt wird. So wichtig und
förderlich es für die Museen war, dass dem König Friedrich Wilhelm III.
Diplomaten von dem Range der Humbold, Bunsen zur Seite standen, und
die Gründung des k. Kunstmuseums beeinflussten, so hat in späterer Zeit der
Einfluss der Diplomaten sich wenig bewährt. —• Denn so geschickt auch
das Diplomatisiren in und um die Museen mitunter gehandhabt wurde, sind
dabei die inneren Wirren nur verkleistert worden. Und hat dabei weder