Nur ein Bedauern erweckt diese Ausstellung in uns, dasjenige
nämlich, dass wir sie im Oesterr. Museum und nicht auf einer Weltaus-
stellung, nicht auf der Pariser Ausstellung dieses Jahres sehen. Nicht
als ob sie hier nicht an würdiger Stelle wäre; diese Kunst ist so aus
dem Museum hervorgegangen, ihre Entwickelung ist so in Verbindung
mit dem Museum geschehen, dass die Verbindung nicht enger sein
könnte. Auf einer Weltausstellung aber würden diese Gegenstände, so
vereint wie hier, in ihrer Fülle, Mannigfaltigkeit, Schönheit und Voll-
endung einen Triumph der österreichischen Kunstindustrie bedeuten, wie
er bisher kaum gesehen werden. Sie würden fraglos alles in Schatten
stellen, was die übrige Welt im Kunstglase zu zeigen hat. Jetzt, in
dieser Epoche, da ohnehin andere Gedanken Kopf und Herz erfüllen,
haben wir allein die Freude. Aber auch die Nachwelt wird noch ihren
Theil davon haben, denn wenn diese Epoche eines reinen und idealen
Strebens vorüber ist und Zeit und Geschmack nach dem Laufe der Dinge
eine andere, wiederum materialistische Richtung eingeschlagen haben,
dann werden diese Gegenstände als Antiquitäten und Kunstwerke in
die Sammlungen und Museen wandern, um dort als Kostbarkeiten auf-
bewahrt zu werden, bis einmal eine neue Auferstehung im Kunstgewerbe
erfolgt. (wWr. Ztgm)
_Casa Farnesina.
(Das antike, im Gartengrund der Villa Farnesinn 1879 aufgefundene Haus.)
Von Prof. Dr. Josef Bayer.
(FortsctzungJ
Das Gemach 2 ist wieder ein elegantes Boudoir, ein Cubiculum,
mit noch höher gesteigertem, decorativem Kunstsinn ausgestattet, als das
eben beschriebene Zimmer. Von der Hinterwand geben die wMonumenti
ineditiß eine farbige Reproduction. (Vol. XII. tav. XVIII.) Sie ist ein
Musterstück von klar abgewogener Anordnung, vornehmlich von centrali-
sirter Composition gegen den Mittelbau hin. Die mittlere, vortretende
Sockelpartie mit kräftigem Fußgesims ist farbig wie ornamental von dem
beiderseits hinlaufenden Sockel unterschieden; über die Eckverkröpfungen,
mit kleinen Masken in viereckigen Feldern, wachsen die Säulen des
Tabernakels empor. Ihre Basen- und Capitälbildung ist von äußerst fein-
gliedriger Form; hier scheint der Decorator beim Goldschmied angefragt
zu haben. Die Blätteransätze an den cannelirten Schäften - gleich unten
an der Basis und dann dreimal höher hinauf - gehören einem anderen
Pflanzengeschlecht an, als jene an Fig. 3 in dem zuerst besprochenen
Gemach: "mehr knallige Hülsen, aber mit zierlich gerieftem Rand. Die
Säulen selbst sind von einem sehr glücklich wirkenden Verhältniss; die-
selbe edle Haltung zeigt das Gebälk. Hier wie auch sonst in der Casa