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Volltext: Die historische Ausstellung von Wand- und Plafond-Decorationen im Sommerhalbjahr 1885

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II. Die griechisch-römische Wand-Decoration, 
Das älteste Beispiel griechischer Innendecoration , das wir bringen 
können, die Steindecke des vor Kurzem von Schliemann ausgegrabenen 
Schatzhauses von Orchomenos (2. Wand, 3. Reihe) zeigt uns die nahe 
Verwandtschaft der ältesten griechischen Kunst, die noch vor die Periode 
zurückgeht, welche uns die homerischen Gedichte schildern, mit der Kunst 
der älteren Culturvölker des Mittelmeerbeckens. Es sind dieselben Win 
dungen von Metalldrähten hier plastisch in Stein nachgebildet, die wir 
auf den ägyptischen Plafonds gemalt antrafen. Die nebengestellte Tafel 
zeigt, dass sie sich sogar in allen Anordnungen der Details gleichen, als 
wären beide von ein und demselben Modell genommen; zugleich aber ist 
die Bordüre aus jenen Rosetten gebildet, welche in der assyrischen Kunst 
vorherrschen, so dass uns dieses Beispiel recht deutlich die Stellung der 
älteren griechischen Kunst zwischen dem alten afrikanischen und den 
asiatischen Reichen zeigt. 
Wir wissen, dass es die größten griechischen Maler nicht ver 
schmähten, öffentliche Hallen, ja sogar Privatgebäude, mit Wandgemälden 
zu schmücken, leider aber ist davon nichts auf unsere Zeiten gekommen. 
Nur wie ein entfernter wohnendes Volk, das die Kunst der Griechen 
nachahmte, die Etrusker im mittleren Italien, ein gleiches Decorations- 
systern ausübte, nämlich die Wände mit großen' Historienbildern zu 
bedecken, welche ornamental umrändert sind, kann uns einen entfernten 
Begriff von dem geben, was die Griechen in ihren besten Zeiten wollten. 
Die beiden Tafeln mit Gemälden einer Grabkammer in Corneto (aus den 
Monumenti inediti 1882) zeigen uns freilich nur die bedeutenden Ab 
sichten von mittelmäßigen Künstlern ausgeführt. 
Dass bei solchem Schmucke der Wände, die Balkendecke, auch wenn 
sie aus Stein nachgebildet war, und die übrigen architektonischen Glieder 
nicht ohne bunte Bemalung bleiben konnten, wäre eine natürliche Vor 
aussetzung, umsomehr, als wir heute wissen, dass alle griechischen 
Statuen, welche ja den Schmuck dieser Räume bildeten, vollständig, 
sowohl an den Gewändern als den Fleischtheilen, in Nachahmung der 
Natur bemalt waren. Es ist Semper’s großes Verdienst, diese bunte 
Bemalung in den Vorhallen der großen athenischen Tempel nachgewiesen 
zu haben und nach seinen Restaurationen geben wir hier Theile der 
Decke aus dem Parthenon und dem Theseion. 
Eigentlich greifbar aber wird uns das System der griechischen 
Wand-Decoration erst in späterer Zeit, als sich der Hellenismus schon 
über alle Culturländer verbreitet hatte. Die besten Beispiele, welche eine 
vollständige Entwicklung erkennen lassen, sind uns gerade auf italischem 
Boden in Pompei und Rom erhalten.
	        
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