mehrerer ungarischer Städte geschmückte Tischtuch der Frau Anna
,von Ivänovitz in Baja. Die ungarische Ausstellung zeigt, wie die
Vorliebe für farbig gestickte Tischwäsche, die sich in der ganzen Hand
arbeitsausstellung kundgibt, nunmehr allerorten sich verbreitet. Tisch
tücher, Servietten, Handtücher werden schon allgemein mit farbigem
»DMC-Garn« oder mit waschechter Seide gestickt und die Zeit scheint
nicht mehr ferne, wo auch das Bettzeug farbigen Decor annehmen und
die Mode der türkischroth oder indigoblau gestickten Kopfkissen aus
der Csarda in’s Palais, in die Villa wie in’s Bürgerhaus übergehen wird.
Es wäre jedoch im Interesse der malerischen Wirkung derartiger
Stickereien lebhaft zu wünschen, dass unsere Hausfrauen von der unge
rechtfertigten Vorliebe für »blendend weiss« des Linnens — das
ja meistentheils auf Kosten der Haltbarkeit modernen Weisszeugs
•durch forcirte Bleiche mittelst Chemikalien hervorgebracht wird —
abgehen, und jenen milden, gelblichweissen Ton der Leinwand bevor-
. zugen würden, den einfache Natur- oder »Rasenbleiche« erzielt. Auf
• derartigem Leinengruridstoff ausgeführt, eignen sich die Kreuz- und
Plattstichstickereien zur Herstellung moderner Luxusgegenstände. Wir
empfehlen aber nicht blos die technische Eigenart, sondern namentlich
den Reichthum an Ornamenten, mit denen die Phantasie dieser Bauer
frauen ein fröhliches Spiel treibt, der Beachtung unserer Damen. Sie
werden daraus ersehen, dass echtes Kunstgefühl keine . Befriedigung • in
stetem Wiederholen derselben Ornamente findet — siehe unser »ewiges«
Zwiebelmuster am Meissener Porzellan, auf Tischtüchern und Ser
vietten — sondern dass ein gesunder Sinn sich in reicher Abwechslung
gefällt und wahres Talent sich in richtigem Zusammenstellen ver
schiedenartigen Ornamentes kundgibt.
Die der ungarischen Hausindustrie eigenthümliche, mit dicker
rother Baumwolle ausgeführte Tambourir- oder Kettenstichnäharbeit
in Wellenlinienmustern, die eine zwar derbe, aber sehr originelle
Wirkung hervorbringt, eignet sich jedoch, da sie keine Verfeinerung
duldet, gar nicht zur Nachahmung durch Damenhand. Der Reiz dieser
Stickereien liegt in ihrer naiven Originalität, ein Nachahmen diesei
Derbheit wäre in unserem Falle: Heuchelei, Unnatur, Lüge, Höchst
originell und reizend sind die auf weissem Fond mit Schwarz und
Gold gestickten flittergeschmückten Schürzen, welche die Bäuerin
Marie Boszits in Szantova im Bäcser Comitat verfertigt und aus
gestellt hat.
Die Webereien, welche die Webeschule von Bekes-Czaba aus
stellt, gleichen in ihren Eflecten den nationalen Plattstichstickereien
nach’ abgezähltem Faden. Wohl scheint die »Bindung« des Gewebes
stellenweise etwas schütter, als wären, die Stiche einer Stickerei zu lang
gerathen; aber die Muster sind gut, linear und geometrisch — durch
wegs stylvoll. Die ausgestellten Teppiche in ihren originellen Dessins