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Volltext: Die Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände in Wien

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Sehilütgen: 
zumal nach dem bereits verbrauchten. Es dürfte sich daher empfehlen, 
aus den einzelnen Hauptbestandtheilen dieser Gruppen gelegentlich 
wieder kleinere Gruppen zu bilden unter eigenen Ueberschriften wie „der 
Kelch und seine Geschichte“, „die Monstranz und ihre Entwickelung“ 
u. s. w. u. s. w. In diesen wären dann den einzelnen hier vorhandenen 
Objekten die Stellen anzuweisen, die ihnen in diesen langen und vielgestal 
tigen, der wissenschaftlichen Durchforschung noch sehr bedürftigen Ent 
wickelungsstadien zukommen. 
Die letzte Gruppe umfasst Arbeiten verschiedener Art, zunächst aus 
Elfenbein und Bein. Sechs romanische Krummstäbe, fast alle noch im 
ursprünglichen Stifterbesitz, treten zugleich auf, einzelne von ihnen auch 
sehr merkwürdig und lehrreich durch die Art ihrer Bemalung, die beim 
Elfenbein wie beim Marmor ein besonderes Interesse beansprucht. Die 
Pyxis von Figdor, von der es zweifelhaft bleibt, ob sie ursprünglich schon 
für Hostien bestimmt war, gehört zu den letzten Ausläufern der altchrist 
lichen Periode, während das XI. Jahrh. durch zwei mit Hoch-Reliefs um 
kleidete Tragaltärcheu aus dem Stifte Molk vorzüglich vertreten ist. Die 
beiden uralten reich reliefirten Hornreliquiare aus dem Prager Dome sind 
ebenso grosse Seltenheiten wie Merkwürdigkeiten. Mehrfach erscheinen 
Reliquienkästchen. Eines derselben mit eingravirten und farbig ausge 
strichenen kleinen Kreisen und grösseren Segmenten dürfte orientalischer 
oder nordischer Herkunft und viel älter sein, als der Katalog angibt. 
Eine sehr elegante Verbindung von Elfenbein und Bronze zeigt ein der 
Frührenaissance angehöriges Schmuckkästchen. Die zahlreichen Elfenbein 
tafeln bilden eine vorzügliche Illustration der kleinen Plastik vom X. bis 
ins XVIII. Jahrh. Dem Alter wie der Bedeutung nach stehen an der 
Spitze die beiden Tafeln von Figdor, die aus der Rheinprovinz stammend 
zuerst auf der Kölner Ausstellung 1876 Beachtung fanden und seitdem 
auch literarisch sind gewürdigt worden, ursprünglich wohl die beiden 
Flügel eines Triptychons. An sie schliesst sich unmittelbar und durchaus 
würdig das herrliche Relief aus Heiligenkreuz an, welches den hl. Papst 
Gregor darstellt, dem eine auf seiner Schulter sitzende Taube in’s Ohr 
diktirt. Die Relieftafel mit der Darstellung des Todes Mariens scheint 
eine griechische Orginalarbeit zu sein. Das bemalte Diptychon aus Kloster 
neuburg wird französischen Ursprunges sein, deutscher Abstammung wohl 
das sehr edle Triptychon aus dem Besitze des Fürsten Liechtenstein, dem 
sich das etwas spätere Diptychon aus Kremsmünster würdig an die Seite 
stellt. Noch etwas später ist das Flügelaltärchen aus St. Florian, wohl eine 
spanische Arbeit. Auch an guten Statuettchen fehlt es nicht. Zu den 
besten zählt die Madonna auf altem Metallfusse aus dem Prager Domschatze. 
Als Abschluss dieser Elfenbeingruppe erscheint eine Serie von Cruzifixen 
der letzten Jahrhunderte. Sie vervollständigt den Ueberblick über die
	        
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