Schönheit oder dem Interesse des Einzelnen genügen lassen.
Und auch dieses Einzelne gehört nur den neueren Zeiten an;
wirkliche und echte Costüme aus dem Mittelalter, Rüstungen,
Waffen und allenfalls Schmuck oder geistliche Gewänder aus
genommen, lassen sich an den Fingern abzählen, so wenig
ist ihrer erhalten. Auf diese Gegenstände, welche dem Kriege
oder der Kirche angehören oder nur mehr uneigentlich als
Costüm betrachtet werden können, hat unsere Ausstellung
Yerzicht geleistet, um nicht allzusehr in Anbetracht der
Beschränktheit der Räume in’s Weite auszugreifen. Nur was
die civile Welt am Leibe trag, ist Gegenstand dieser Aus
stellung. Aus dem gleichen Grunde, da sich innerhalb des
umfassenden Rahmens gegenständliches Material in Fülle
darbot, musste auf eine Ergänzung durch Abbildungen
Yerzicht geleistet werden, so dass nunmehr Alles, was sich
dem Besucher vor Augen stellt, in Wirklichkeit echtes Costüm
ist, sei es national, sei es historisch, sei es einmal getragen
worden oder nur zum Tragen bestimmt. Nachbildungen so
wenig wie Phantasie-Costüme finden sich vor.
Das Interesse an unserer Ausstellung ist daher zunächst
ein echt menschliches. Wir können zwar bei der Lücken
haftigkeit der überhaupt erhaltenen und vorhandenen Gegen
stände die Geschichte der Mode in ihrem Wandel nicht ver
folgen, wir können nicht beobachten, wie eine Form aus der
andern entsteht, eine Mode langsam sich bildet und wieder
vergeht oder auch plötzlich in ihr Gegentheil umschlägt, wie
das die Art der Costüm-Geschichte ist. Aber wir sehen an
den Gegenständen selbst, nicht aus Abbildungen, denen wir
doch immer erst zu deutlicher Vorstellung unsere Phantasie
leihen müssen, wir sehen, wie überaus mannigfach sich der
menschliche Geist auf diesem Gebiete der Cultur- und Sitten
geschichte in Formen manifestirt, wir sehen, wie neben den