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im Verfließen der Lufttöne vollkommen erreicht
werden; selbst die anderen Manieren, wie die Kreide
manier, ließen sich damit verbinden. So wurde die
Tusch- oder Aquatintamanier vielleicht die vollkom
menste von allen für den farbigen Kupferstich. Das Ver
dienst gebührt aber nicht dem Erfinder Leprince, sondern
seinen Nachfolgern, unter denen Francois Janinet der
nächste war.
Janinet (1752 bis 1813) gehört mit dem besten
Theile seiner Kunst der Epoche des König Louis XVI.
an. Mit dem Porträt der Königin Marie Antoinette
lieferte er im Jahre 1774 sein erstes vollendetes
Werk, überhaupt eines der vorzüglichsten Werke des
farbigen Kupferstiches (Nr. 399). Als Zeitgenosse dieses
Königs begleitet er schon den Wandel des Geschmackes,
doch bewegen sich seine vorzüglichsten Arbeiten nach
Art und Gegenstand noch im Geschmacke des
Anden regime. Das Lascive liegt ihm nicht fern;
die intimsten Reize enthüllt er mit seiner Kunst.
Nach Boucher feierte er die Liebesgöttin mit seiner
„Toilette der Venus" 1783 (Nr. 401). Die Titel
seiner Werke: „L’Indiscretion“, „L’Aveu diffidle“
(Nr. 417), ein Blatt, welches vor wenigen Jahren
mit 3000 Francs gezahlt wurde, „Ah, laisse moi donc
voir! Ll und andere sind sprechend genug. Eines
der reizendsten von allen, ein Blatt höchster Intimität
im Stile der Dubarryepoche, führt den Titel: „La
Comparaison“ (Nr. 419): Zwei junge Damen, Freun
dinnen wie es scheint, vergleichen mit einander,
was sie in starker Decolletirung Schönes zu zeigen
haben. Neben solchen Werken laufen zahlreiche Por-