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G. Figurale Bronzen.
Griechisch.
1229. Weibliche Figur, nackt, der linke Fuss etwas vorgeschoben,
linker Unterarm bei angeschlosseneni Ellbogen und geballter Faust,
die möglicherweise einen Gegenstand hielt, nach vor- und abwärts
gestreckt; die Rechte hält mit conventioneller Anmuthsgeberde
eine große, knospenartige Blüte (Lotos?) gegen das Kinn. Mund,
Ohren und Augen unförmlich gross, letztere quellen vor und stehen
schief zur Nase; Kinn gespalten. Ueber der niederen Stirn eine
horizontale Flechte, das übrige Haar, in der Mitte und zweimal
auf der linken Seite gescheitelt, liegt flach an. Sehr bemerkens
wert sind die durchaus männlichen Proportionen und harten eckigen
Formen; kaum die hochsitzenden, kleinen Brüste deuten auf das
Geschlecht. Es liegt hier eine Uebertragung des männlichen Kanon
auf den weiblichen Körper vor. Die Füsse sind behufs Befestigung
durchbohrt, der rechte vorne gebrochen. H. 0‘17. Aus Con-
stantinopel. Herr Fr. Trau.
Beschr. u. abgeb. Archaeolog.-epigraph. Mitth. II. (1878. S. 52. f. Taf. VIII
vgl. S. 194 f.
1230. Athena in archaischer Haltung, mit aneinander geschlossenen
Beinen und an den Leib gehaltenen Armen, in gefälteltem Aermel-
Chiton mit Ueberfall; die Aegis ist als schuppiges Obergewand
gebildet, das am Halse rund ausgeschnitten, vorne gleichmässig
über die Schultern und bis über die Brust, hinten jedoch decken
artig bis über die Sitzgegend herabfällt; am Halse und am vorderen
Saume eine aus Kreisen bestehende Bordüre. Auf dem Haupte
eine niedere, die Ohren freilassende Helmkappe, das Haar über
der Stirne in einer Reihe senkrechter Löckchen, im Nacken auf
gelöst, breit hinabfallend. Die Füsse in verzierten Schuhen. Der
zurückgezogene linke Arm hält den Speer nach vorne geneigt;
die (fehlende) rechte Hand war vorgestreckt. H. 0‘705. (Sammt
der erhaltenen schmalen Standplatte.) Herr Fr. Trau.
1231. Hoplite in kurzem Panzer, an dem die Brustvoluten in Gravirung
angegeben sind, Beinschienen und korinthischen Helm mit Backen
aber ohne Nasenschutz und niedrigem (abgebrochenem) Busche,
mit dem linken Beine ausschreitend; die Arme im Ellbogen nach
vorne gebeugt hielten wohl Speere. Die Füsse fehlen. Treffliche
archaische Arbeit. H. 0’12. Aus Olympia. Herr Fr. Trau.
1232. Jüngling, nackt, mit gekreuzten Beinen hockend, die Hände auf
den Knieen, den Kopf seitwärts in die Höhe gerichtet. Archaische
Anklänge, namentlich in der Bildung des Kopfes. H. 0'068.
Handelskammerrath R. Lieben.
1233. Reiterfigürchen, sehr roh. Aus Cypern. L. CP063, H. (P055.
Prin\ Ernst von Windisch-Gräp.
1234. Zeus mit Aegis (Nemeios), nackt, auf dem Haupte eine Zacken
krone, deren Bänder auf die Schultern fallen, die vorgestreckte
Rechte hält wagrecht einen grossen Blitz. Um den erhobenen
linken Arm, der sich auf das Scepter stützte, die Aegis, als schuppiges
Fell gebildet, deren schmale Enden um Hals und Nacken bogen-
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